UdZPraxis 2-2017

34 UdZ Praxis sonnigen Landes. Seitdem hat sich viel verändert: VW betreibt heute in Puebla eines seiner weltweit größ- ten Werke. Dabei steht der Konzern bei weitem nicht allein. Immer mehr Autobauer zieht es nach Mexiko. Dazu zählen vor allem auch viele deutsche Autobauer, wie Audi, Daimler und zukünftig auch BMW, die eige- ne Fertigungswerke in Mexiko eröffnen. Auch große Zulieferer, wie Continental, Hella, Brose etc. expandie- ren zunehmend nach Mexiko. orin liegt aber der besondere Reiz des Landes als zentraler Standort für die globale Auto- mobilproduktion? Die Attraktivität lässt sich zunächst darauf zurück- führen, dass die mexikanische Regierung umfassen- de Anreize und Zuschüsse für Investitionsvorhaben im Automobilsektor bereitstellt. Zudem genießt Me- xiko, wie bereits eingangs erwähnt, als Mitglied der NAFTA-Zone und als das Land mit den weltweit meis- ten internationalen Freihandelsabkommen umfas- sende Vorteile in Bezug auf das Import- und Export- geschäft. Attraktiv wird der Standort zudem durch das niedrige Lohnniveau und die geringen Personal- kosten, welche einen deutlichen Vorteil im globalen Wettbewerb, sogar im Verhältnis zur Produktion in Ländern wie China, darstellen. Hinzu kommt, dass die Bevölkerung mit einem Durchschnittsalter von 28 Jahren sehr jung ist und nach Perspektiven in Bezug auf Bildung und Beschäftigung strebt. Genau an dieser Stelle liegt nach wie vor eines der größten Probleme des Landes: Das immen- se Wachstum des Marktes und vor allem des Automobilsektors bringt eine stetig steigende Nachfrage nach gut ausgebildeten und qualifizierten Arbeitskräften mit sich. Obwohl die hohe Anzahl an jungen Arbeitskräften in Mexiko für einen leistungs- starken Arbeitsmarkt spricht, befindet sich ein duales und berufsbezogenes Ausbildungssystem mit deut- scher Unterstützung noch in der Einführung. Verbesserungspotenziale ergeben sich auch in der akademischen Ausbildung, welche sich sehr theo- retisch und wenig anwendungsorientiert gestaltet. Etwa eine Million Studierende, was einem Viertel der gesamten immatrikulierten Studierenden in Mexiko entspricht 2 , hat einen ingenieurwissenschaftlichen Hintergrund. Allerdings ist davon nur ein Zehntel (ca. 20.000) auf den Automobilbereich spezialisiert aus- gebildet. Dieser geringen Menge verfügbarer Auto- mobilingenieure steht ein wesentlich größerer Bedarf gegenüber: Knapp 30.000 Ingenieure werden jährlich zusätzlich für den Automobilsektor benötigt, sodass die Zahl der Absolventen diesen Bedarf nicht decken kann. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Drittel der Absolventen mit einem Fokus in diesem Bereich den- noch nicht für konkrete Aufgaben eingesetzt werden kann, weil sie nicht spezifisch genug ausgebildet sind 3 . Es wird prognostiziert, dass der Investitionsboom in Mexiko den Mangel an kompetenten und gut ausgebil- deten Fachkräften zukünftig noch weiter verschärfen wird 4,5 . Bisher geplante Interventionen der mexika- nischen Regierung und individuelle, eigens durch die Automobilhersteller und -zulieferer aufgesetzte Ausbil- dungs- und Trainingsprogramme konnten bisher nicht die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften decken. Dementsprechend ergibt sich eine besondere duale Re- levanz für Deutschland, sich zunehmend in der Aus- und Weiterbildung im mexikanischen Automobilsektor zu 2 Celis, F.: Industria automotriz provocará un ‘milagro’ de empleo en 2México. Forbes Mexico online, 5. Juli 2016. https://www.forbes.com.mx/fuerza-laboral-ganadora-del-boom-la-indust- ria-automotriz/#gs.8IAIaFM (zuletzt geprüft: 10.08.2017) 3 Moreno, T.: México tiene déficit de ingenieros. Nacion online, 10.01.2017. http://www.eluni - versal.com.mx/articulo/nacion/politica/2017/01/10/mexico-tiene-deficit-de-ingenieros (zuletzt geprüft: 10.08.2017) 4 Germany Trade & Invest (GTAI) (Hrsg.): Investitionsboom in Mexiko verschärft Fachkräfte- mangel. 30.06.2016. http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche ,t=inves- titionsboom-in-mexiko-verschaerft-fachkraeftemangel,did=1483304.html (zuletzt geprüft: 10.08.2017) 5 Lina, S.: Ausbildung nach deutschem Vorbild: Mexiko sucht Fachkräfte. Tagesschau online, 19.08.2016. http://www.tagesschau.de/wirtschaft/mexiko-fachkraeftemangel-101.html (zu- letzt geprüft: 10.08.2017)

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