UdZPraxis 2-2016

36 UdZ Praxis | Im Fokus Wenn Roboter Steuern zahlen – Reflexionen zu einer Society 4.0 Ein Gastbeitrag von Professorin Sabina Jeschke Wo auch immer über Industrie 4.0 debattiert wird, eine Frage kommt immer auf: Was passiert bei zunehmender Automatisierung mit den Arbeitsplätzen und welche Rolle wird der Mensch in der Wirtschaft der Zukunft spielen? Die Antworten darauf sind in der Regel unbefriedigend. Ein Grund dafür liegt in der eingeschränkten Denkweise, die bei der Suche nach Lösungen für diese völlig veränderten gesellschaftlichen Bedingungen an den Tag gelegt wird. Wir stehen vor einer völlig neuen Ära der Künstlichen Intelligenz. Angekündigt wird sie durch die zahlreichen bemerkenswerten Durchbrüche der vergangenen zwei Jahre, wie etwa den IBM-Supercomputer Watson oder das autonome Google-Car. Eine besondere Rolle nimmt in dieser neuen Ära die Verteilte Künstliche Intelligenz ein. Die Konzepte von cyberphysischen Systemen und dem Internet der Dinge „boomen“. Im Kern handelt es sich bei ersteren um einen Verbund mehrheitlich technischer Subkomponenten, die über eine internetbasierte Dateninfrastruktur miteinander kommunizieren, bei letzterem um die Ausweitung des „Beteiligungskonzepts“ des Internets. Teilnehmer sind nicht mehr ausschließlich Menschen, sondern auch Dinge – wie etwa die Sensorik eines Autos, Klimadatenstationen, Pro- zessdatenrechner der Produktionstechnik sowie andere informations- tragende oder mit ihrer Umwelt unmittelbar interagierende Systeme. Dabei bilden cyberphysische Systeme und das Internet der Dinge zwei Sichten auf dasselbe Phänomen: Prognosen zufolge werden kommendes Jahr 50 Milliarden Geräte miteinander verbunden sein – sowie mit sechs Milliarden Menschen. Eine zentrale Frage berührt nun die Auswirkungen der rasanten Auto- matisierung auf die Arbeitsplätze in der Produktion: Wenn immer mehr Aufgaben von Robotern und Algorithmen unschlagbar kostengünstig gelöst werden können, welche Tätigkeiten wird dann der Mensch in der „Fa- brik der Zukunft“ übernehmen? Doch schon die Formulierung dieser Frage hinkt. Wer sagt denn, dass Arbeitsplätze – so denn welche entste-

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