UdZPraxis 2-2016

20 UdZ Praxis „Planung und Regelung 4.0 – Das Zusammenwachsen von ERP und MES“ lautete das Motto der 23. Aachener ERP-Tage am 15. und 16. Juni 2016 – und offenbar trafen die Veranstalter rund um das FIR an der RWTH Aachen damit den Nerv einer Branche: Rund 250 Teilnehmer besuchten die kombinierte Vortrags- und Ausstellungsveranstaltung und informierten sich über die zukünftigen Entwicklungen des Enterprise-Re- source-Plannings (ERP). Natürlich ist derzeit aus demKontext der betrieblichen IT-Sys- teme das Schlagwort „Industrie 4.0“ nicht mehr wegzuden- ken – aber bisher herrscht nach wie vor Verwirrung darüber, wie die vierte industrielle Revolution denn nun wirklich reali- siert werden kann. Auf den Aachener ERP-Tagen wurde nun ein Teil der Antwort gegeben: Durch das Zusammenwachsen von ERP und MES (Manufacturing-Execution-Systems) – kon- kret also durch die Verzahnung von verschiedenen IT-Syste- men, um Datenflüsse und damit auch Betriebsabläufe über- gangs- und reibungsfrei zu gestalten, wird der Weg bereitet. Das klingt in unserer von Spaß- und Freizeit-Apps dominier- ten digitalen Umgebung zwar nach trockener Materie, aber das anwesende Fachpublikum war überzeugt, dass dies ein Richtungsweiser in die digitale Vernetzung unserer Produkti- on sein wird – und damit in Richtung Industrie 4.0. Die umfassende thematische Klammer um die Veranstaltung bildeten die Impulsvorträge von Professor Günther Schuh, Direktor des FIR, und Professor Peter Nyhuis vom Institut für Fabrikanlagen und Logistik der Leibniz-Universität Hanno- ver. Schuh stellte in seinem Vortrag das gestufte Vorgehen von der dritten zur vierten industriellen Revolution vor, wie es am FIR und im angegliederten Center Enterprise Resource Planning entwickelt wurde: von der Sichtbarkeit von Produk- tionsabläufen in den zugehörigen IT-Systemen über deren Verständlichkeit und Transparenz bis hin zu ihrer Prognosti- zierbarkeit und zum selbstlernenden und sich anpassenden Produktionssystem. „Wir träumen von echter Produktionsre- gelung – bisher steuern wir aber nur gegen eine mittelwert- basierte Planung“, so Schuh, „wir nutzen heute also kaum das Potenzial der bereits bestehenden IT-Systeme, da die vorhandene Datenbasis nicht ausreichend verwertet wird.“ Nyhuis unterstützte diese These und folgerte, dass die Funk- tionen bestehender IT-Systeme sich zukünftig kaum ändern würden, vielmehr aber die Verfahren, wie diese zum Einsatz kämen. „Fortschrittsrückmeldungen werden zukünftig nicht mehr nur im MES verarbeitet, sondern auch zur Kapazitäts- planung und sogar zur langfristigen Produktionsplanung her- angezogen. Dafür müssen wir allerdings zunächst sicherstel- len, dass Daten in ausreichender Qualität verfügbar sind“, ergänzte er Schuhs Ausführungen. Nyhuis stimmte mit den Vertretern des FIR überein, dass die Digitalisierung schon deutlich länger Einzug in unsere Arbeitswelt hält, als uns seit fünf Jahren das Schlagwort „Industrie 4.0“ vor Augen führen will – dass bis zur vollständigen Umsetzung aber auch noch viele Schritte zu gehen sind. In den sich anschließenden Fachvorträgen wurde dann erläu- tert, wie diese Entwicklung konkret vonstattengehen kann. Sie folgten einer logischen Themenreihe: Im Strang über di- gitale Vernetzung bauten die drei Blöcke „Anforderungen an eine dynamische Produktionsplanung“, „Die Vision der intel- ligenten Produktionsregelung“ und „Die Digitalisierung der Supply-Chain“ aufeinander auf. Der Strang zum Thema „ERP und MES in der Praxis“ beinhaltete mit der „Auswahl und Einführung von IT-Systemen“, mit „Betrieb und Optimierung Rückblick: Auf den Aachener ERP-Tagen 2016 wurde gezeigt, wie Industrie 4.0 wirklich funktionieren kann Bilder S. 20 und 21: © David Wilms

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