UdZPraxis 2-2015

21 UdZ Praxis Elektromobilität – Ein Blick in die Zukunft Zukunftsszenario Stellen Sie sich vor, es ist Freitag, der 7. Juni 2030. Heute ist Ihr letzter Arbeitstag vor dem langersehnten Sommerurlaub. Pünktlich um 7:00 Uhr steigen Sie in den am Vorabend reservierten vollelektrischen Kleinwagen, mit dem Sie zur Arbeit fahren. Der Wagen steht pünktlich an der nicht einmal 100 Meter von Ihrem Haus entfernten Carsharingstation. Der Zutritt zum Auto erfolgt über Ihren Fingerabdruck, das Mitbringen von Karten oder Handys ist schon seit vielen Jahren nicht mehr notwendig. Auf der Fahrt ent- scheiden Sie sich spontan, noch einen Kaffee beim nahegelegenen Bäcker zu trinken. Aufgrund des schönen Wetters ist dies heute unter freiem Himmel möglich. Zwar befindet sich die Bäckerei direkt an einer vielbefahrenen Straße, aber dadurch, dass bereits 95 Prozent aller Autos elektrisch betrieben werden, stören Sie weder der Lärm vorbeifahrender Autos noch deren Abgase. Nach kurzer Weiterfahrt erreichen Sie Ihren Arbeitsplatz und stellen den Wagen auf dem auf dem Werksgelände dafür vorgesehenen Parkplatz ab. Das Auto lädt sich anschließend eigenständig per Induktion mit regenerativen Energien und somit 100 Prozent „grün“ wieder auf. Außerdem meldet es sich vollautomatisch beim Carsharinganbieter zurück und steht so bereits wenige Minuten später für den nächsten Nutzer bereit. Um 14:00 Uhr verlassen Sie Ihren Arbeitsplatz, um den wohlverdienten Urlaub anzutreten. Getreu dem Motto „Nutzen statt be- sitzen“ möchten Sie die rund 1 500 Kilometer lange Fahrt nach Südfrankreich im gemieteten Elektro-Cabrio antreten. Das eigene Auto haben Sie ja bereits vor vier Jahren verkauft, die Unterhaltskosten waren im Vergleich zu Carsharingangeboten schlichtweg zu hoch. Außerdem genießen Sie so die Vorzüge, verschiedene Autos fahren und testen zu können und nicht immer auf den selben Wagen angewiesen zu sein. Die noch vor zwei Jahrzehnten häufig aufgeführten Elektromobilitätsprobleme der zu geringen Reichweite und der schlechten Ladesäuleninfrastruktur stellt Sie heute glücklicherweise auch nicht mehr vor ernsthafte Probleme. Einerseits reicht die Batterie Ihres Cabrios für 800 Kilometer, andererseits kann diese aber auch schnell geladen werden, Sie fahren einfach eine der vielen Schnellladestationen an den Autobahnparkplätzen an, die eine vollständige Aufladung der Batterie in gerade einmal fünf Minuten ermöglichen. Alternativ besteht die Möglichkeit, Ihren Wagen induktiv und vollautomatisch bei Wartezeiten an Ampelanlagen wieder „aufzutanken“. Durch einheitliche europaweite Standards im Bereich des Ladens ist die Abrechnung des verbrauchten Stroms sehr einfach. Die Kosten werden Ihrer Carsharingrechnung hinzuaddiert und der am Monatsende fällige Betrag automatisch von Ihrem Konto abgerechnet. Durch staatliche Subven- tionen für nachhaltige Mobilität reduziert sich dieser ganz zu Ihrer Freude um 20 Prozent. Am Zielort angekommen, möchten Sie direkt zum etwa vier Kilometer vom Hotel entfernten Sand- strand. Da dieser mit dem Auto nur schwer zugänglich ist, nutzen Sie die auch in Deutschland immer stärker ver- breiteten Pedelecs, die Ihnen kostenfrei vom Hotel zur Verfügung gestellt werden. Diese können direkt am Strand abgestellt und während Ihres Aufenthalts ge- laden werden. Nach der Rückfahrt zum Hotel wer- den Sie gebeten, die Pedelecs zu bewerten. Der Anbieter verspricht sich davon nützliche Anregun- gen der Anwender, wie er sein Produkt zukünftig weiter optimieren kann. Das hier skizzierte Szenario könnte nun nach Belie- ben erweitert und ergänzt werden. Nach heutigem Stand der Technik sind Teile des oben genannten Anwendungsfalls noch nicht realisierbar. Dies er- klärt die Tatsache, dass sich Elektromobilität bislang noch nicht flächendeckend etablieren konnte. Und das zeigen auch die im folgenden Abschnitt aufgeführten Zahlen, Daten und Fakten zum Thema Elektromobilität.

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