UdZPraxis 2-2015

16 UdZ Praxis Von ERP zu MES Im Produktionsumfeld auf Shopfloorebene bedarf es einer detaillierten Produktionssteuerung mit durchgängiger Überwachung der aktuellenProzessaktivitäten. Durch denneuenGrad anVernetzungs- möglichkeiten auch auf Shopfloorebene entstehen für eine verbesserte Stabilität von Produktions- prozessen neuartige Möglichkeiten. ERP-Systeme sind diesen Anforderungen bzgl. der Produktions- planung nicht mehr gewachsen. Ein Beispiel ist die Auflösungsgenauigkeit eines MRP-II-Laufs (MRP: Manufacturing-Resource-Planning). Die MRP-Auflösung ist in den meisten Systemen nur bis auf die zeitliche Granularität „Tag“ möglich. Besonders in der Automobilindustrie genügt diese Bedarfs- auflösung schon lange nicht mehr. Anforderungen aus einem Just-in-time- oder Just-in-sequence- Versorgungskonzept verlangen eine stunden- oder gar mi- nutengenaue Auflösung der Bedarfsdaten bei gleichzeitiger Zuordnung weiterer Ressourcen wie z. B. Personal. Eine Schlüsselfunktion nehmen an dieser Stelle Manu- facturing-Execution-Systeme (MES) ein. Hauptaufgaben sind die Feinplanung und -steuerung der Produktion, das Betriebsmittel- und Materialmanagement, das Qualitäts- management und Themen rund um die anspruchsgerech- te Werkerführung. Die Stärken liegen vor allem in der Feinplanung und -steuerung, die mithilfe der – u. a. durch die Digitalisierung – ansteigenden Datenvielfalt an Detail- tiefe zunehmen. Im Vergleich zur ERP-Lösung ermöglichen MES-Systeme eine detailliertere Planung und Steuerung betrieblicher Fer- tigungsprozesse. Ein Großteil der implementierten Lösun- gen zur Planung und Steuerung der Produktion (ERP, PPS) bietet lediglich oberflächliche Unterstützung, wenn es zu Konflikten aufgrund mangelnder Ressourcenverfügbarkeit, Qualitätsverletzungen oder zu unerwarteten Ereignissen im Produktionsprozess kommt. Fungieren ERP-Systeme auf betrieblicher Ebene für die Einplanung von Aufträgen in kapazitiver und terminlicher Sicht, stehen bei der Planung mittels MES-Lösung die kurzfristige Planung der Produk- tion und die Berücksichtigung aller relevanten Planungspa- rameter (z. B. Kapazitäten, Materialverfügbarkeit etc.) auf Basis von Echtzeitinformationen im Vordergrund. MES ≠ MES MES-Lösungen variieren nicht nur im Funktionsumfang enorm, sie sind auch im Lösungsansatz keineswegs ein- heitlich konzipiert. So existieren MES als eigenständige Softwaresysteme in Form von Erweiterungen bestehender ERP-Lösungen oder etwa als Weiterentwicklung von Anwen- dungen aus der Prozessautomatisierung. Darüber hinaus fehlt es Unternehmen häufig an der konkreten Idee eigener Anforderungen. Die Kernfrage, die an dieser Stelle beant- wortet werden muss, lautet: Was wird wirklich benötigt, um Prozesse zielführend zu unterstützen?

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