UdZForschung 2/2020

UdZForschung 2-2020 / 9 Bild 1: Aachener Digital-Architecture-Management behandelt digitale Infrastruktur und Geschäftsentwicklung gemeinsam (eigene Darstellung) Eine weitere große Herausforderung ist die schlechte Quantifizierbarkeit von Un- terstützungsdienstleistungen. Im Gegen- satz zu Abteilungen, die einen direkten Beitrag zumUnternehmensumsatz leisten, sind IT-Organisationen historisch bedingt häufig als Cost-Center aufgestellt. Zudem existiert eine Vielzahl an Verflechtungen mit anderen Unternehmensbereichen. Damit Sie die genannten Herausforderun- gen in der Bewertung der Leistungsfähig- keit und des Wertbeitrags Ihrer IT-Orga- nisation bewältigen können, müssen Sie zunächst einmal vorhandene Prüffelder systematisch identifizieren. Hierbei ist be- sonders wichtig, auf die Projektspezifität der verschiedenen Prüffelder zu achten. So ergeben sich bei der Bewertung einer IT-Organisation im Kontext eines M & A andere Prüffelder als bei der reinen inter- nen Bewertung aus Sicht eines mittleren Unternehmens. Ebenso hat die Branche des zuuntersuchendenUnternehmens un- mittelbaren Einfluss auf die Konfigura- tion. Ein technologiegetriebenes Unter- nehmen, etwa ein Softwarehersteller, sollte vor allem die Prüffelder innerhalb der Geschäftsentwicklung in den Mittel- punkt seiner Analyse rücken. Im Gegen- satz dazu ist ein produzierendes Unter- nehmen gut beraten, sich hierbei auf die digitale Infrastruktur zu konzentrieren, ohne jedoch die Geschäftsentwicklung gänzlich zu vernachlässigen. Im Folgenden werden wir die verschie- denen Prüffelder, sowohl auf Seiten der digitalen Infrastruktur (s. Bild 3, S. 11) als auch innerhalb der Geschäftsentwicklung (s. Bild 4, S. 11), exemplarisch näher be- schreiben. Aufbauend auf unserem ADAM-Modell sollten die Prüffelder innerhalb der digita- len Infrastruktur anhand von vier Prüfebe- nen (Anwendungsebene, Vernetzungs- ebene, Systemebene, Ressourcenebene) sowie drei Architektursichten (Organisati- on, Technologien, Daten) definiert werden. Exemplarisch beschreiben wir in diesem Artikel die Prüffelder sowie die zu prüfen- den Bereiche im Kontext ‚IT-Staff & Kom- petenzprofile‘ (Ressourcenebene/Orga- nisationssicht), ‚Development-Toolchain‘ (Anwendungsebene/Technologiesicht) und ‚Rechte & Rollenmodelle‘ (Systeme- bene/Datensicht). IT-Staff & Kompetenzprofile Die Überprüfung des IT-Staffs und der Kompetenzprofile dient insbesondere der Evaluation des Staff-Technology-Fits. Das bedeutet, dass Ihre Mitarbeiter und deren jeweiligen Kompetenzprofile den innerhalb ihres Unternehmens einge- setzten Technologien gegenübergestellt werden. Hierdurch können wir Lücken im unternehmensweiten Kompetenz- profil feststellen und damit verbundene Risiken, also die möglichen Auswirkun- gen auf den Wertbeitrag, ermitteln. Die sogenannte Lock-in-Gefahr wird hierbei typischerweise als Risiko identifiziert, verursacht durch Wissenszugriff eini- ger weniger Schlüsselpersonen in der IT-Organisation. Häufig verfügen einzel- ne Mitarbeiter über zentrales, für viele oder gar alle notwendiges Wissen, das essenziell zur Wertschöpfung beitragen könnte. Dieses Wissen ist zwingend zu identifizieren, um die genannten Risiken beispielsweise durch eine umfassende Dokumentation oder gezielte Neuein- stellungen zu reduzieren. Development-Toolchain In diesem Prüffeld evaluieren wir den technologischen „Backbone“ im Be- reich gegebenenfalls vorhandener (Software-)Entwicklungen. Wir prüfen hierbei insbesondere das Zusammen- spiel zwischen den verschiedenen Ent- wicklungsprozessen und den einge- setzten Technologien bzw. Tools. Durch diese Evaluation wird es möglich, etwa- ige Kosteneinsparpotenziale zu identi- fizieren. Auch Risiken in der Toolchain und den Prozessen (z. B. Verzögerun- gen durch falsch gewählte Technolo- gien) innerhalb des Prüffeldes können wir identifizieren. Rechte & Rollenmodell Bei der Evaluation des Prüffeldes ‚Rech- te & Rollenmodell‘ geht es darum, Risi- ken im Kontext sensibler Daten sowie deren Auswirkung auf die Wertschöp- 1 nutzerzentrierte, wertschöpfende Anwendungen Anwendungsebene interdependente, lose Kopplung von Anwen- dungen und Systemen Vernetzungsebene statische, sich langsam ändernde betriebliche Kernsysteme Systemebene Maschinen und Anlagen, MitarbeiterInnen, IT- Infrastruktur und Intelligente Produkte im Feld Ressourcenebene intelligentvernetzte Unternehmen der Zukunft Unternehmensstrategie sich wandelnde, digitale Geschäftsmodelle Geschäftsmodell flexibilisierte , sich stetig ändernde Geschäftsprozesse Geschäftsprozesse IntelligenteProdukte & verbundene digitale Services Produkte & Services Digitale Infrastruktur Geschäftsentwicklung Kunden- zentrierung Digital- architektur

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