UdZForschung 1/2020

41 UdZForschung – Unternehmen der Zukunft 1/2020 Leitthema: Gesellschaft & Digitalisierung – FIR-Forschungsprojekte Kontraktlogistikdienstleister werden mit- tels der neuen Erkenntnisse befähigt, die PotenzialevondigitalenPlattformenzunut- zen und somit ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig sicherzustellen. So steigt in der Logistikbranche beispielsweise der Druck durch Branchenverschmelzungen, wie sich am Beispiel eines E-Commerce- Anbieters zeigt, der inzwischen auch Logistikdienstleistungen anbietet. 1 Für KMU der Logistikbranche bieten digi- tale Plattformen neben den Risiken des Kundenkontaktverlusts zahlreiche Vorteile hinsichtlich der Gewinnung neuer Kunden, der Optimierung von Auslastungen und Routen, der Sicherheitsmaximierung für Fahrer sowie der Kosteneinsparung aus den Optimierungen. Für die Existenz vieler Logistikunternehmen mit etablier- ten Geschäftsmodellen, insbesondere Kontraktlogistikunternehmen, die auf- grund des Vertragsverhältnisses beson- ders auf die direkte Kundenbeziehung angewiesen sind, ist es daher zwingend er- forderlich, dass sie die Potenziale digitaler Plattformenerkennenundnutzen. Umdies künftig zu erleichtern, wurde in der ersten Phase des Projekts eine Marktanalyse bestehender Plattformen durchgeführt und eine Typologie entwickelt sowie das Leistungsangebot etablierter Logistik- dienstleister kategorisiert. Nach diesen und weiteren Erkenntnissen aus den ersten Projekttreffen werden insbeson- dere erweiterte Frachtbörsen, Visibility- Plattformen und Warehousing-Plattfor- men untersucht. Erweiterte Frachtbörsen umfassen dabei digitale Marktplätze zum Handel von Ganz- und Teilladungen sowie Transportkapazitäten zwischen Verladern und Logistikdienstleistern. Visibility-Plattformen sind Anbieter von Datenservices zur Steigerung der Transparenz in Supply-Chains und Ware- housing-Plattformen ein Marktplatz für On-Demand-Lagerkapazitäten. In parallelen Handlungssträngen wur- den mithilfe von Experteninterviews die Grundlagen der zwei folgenden Morphologien (s. Bild 2 und Bild 3, S. 42) gelegt, sodass daraus eine Entscheidungs- un te r s t ü t zung f ü r Log is t i kd i ens t- leister, abhängig von deren spezi - f ischem Leistungsangebot , entwi - ckelt werden kann. Die Morphologie des Angebots vorhandener Logistik- plattformen (s. Bild 2) wurde in Anlehnung an das Business-Modell ‚Value-Framework‘ erstellt. Entsprechend diesem Business- Modell ergeben sich die vier Kernbereiche Value-Proposition, Value-Architecture, Value-Network und Value-Finance, de- nen jeweils Merkmale zugeordnet sind.² Im Kernbereich Value-Proposition wird neben weiteren Dimensionen (s. Bild 2) die Ker nleistung der betr achteten Plattformen beleuchtet. Dabei wurden in der ersten Phase des Projekts die Aus- prägungen ‚Transport‘, ‚Daten-Service‘, ‚Warehousing‘, ‚Management-Software‘ und ‚Technologie‘ als für diese Dimension relevant herausgearbeitet. Beispielhaft für den Bereich der Value-Architecture Wertschöpfungs- netzwerk Hauptdatenquelle Kundenschnittstelle Transportmodus Geographische Abdeckung Pricing- mechanismus Erlösmodell Kernleistung Haupt- kundennutzen Tracking-Service Marktstruktur zusätzliche Services Logistik-Assets Value-Proposition Value- Architecture Value-Network Value- Finance Merkmale Ausprägungen Transport Management-Software Technologie Warehousing Datenservice Prozessoptimierung Vergleich Matching Visibility eventbasiert keine Real-Time einseitig mehrseitig zweiseitig komplementäre (digitale) Services Fokus physische Komponenten Orchestrierung (keine) keine Netzwerk Kontrolle (bestehende) unternehmensintern Unternehmensökosystem zwischenbetrieblich getrackt und selbst generiert mehrere Quellen externe Daten Kundendaten webbasiert beide appbasiert LKW keine multimodal/unabhängig lokal global/unabhängig national regional Subscription Mischform Pay-per-Use transaktionsabhängig preisbasiert featurebasiert nachfragebasiert Bild 2: Morphologie des Angebots bestehender, digitaler Logistikplattformen (eigene Darstellung) 1 s. Grotemeier u. Lehmacher 2016, S. 77 2 s. Al-Debei et al. 2008, S. 8

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