ISSN2748-9779 / www.fir.rwth-aachen.de Issue 03.22 / Gaia-X-Onboarding for SMEs UdZ The Data-driven Enterprise » page 6 Twin-Transition: Digitalisierung und Nachhaltigkeit Hand in Hand Digitalization and Sustainability Hand in Hand FLAIR: Künstliche Intelligenz in der Fertigungsindustrie Hongkongs Artificial Intelligence Technologies in Hong Kong’s Manufacturing Industry » page 14 » page 28
Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Günther Schuh Direktor FIR e. V. an der RWTH Aachen Prof. Dr.-Ing. Volker Stich Geschäftsführer FIR e. V. an der RWTH Aachen wir freuen uns, Ihnen mit der UdZ 3-2022 erneut ein Potpourri aus Neuigkeiten und Highlights zu präsentieren: Zuallererst wäre da unser neues Projekt ‚Uranos-X‘. Wir sind sehr stolz, die Begleit- forschung für dieses komplexe Thema zu übernehmen und widmen dem Projekt daher den Leitartikel dieser Ausgabe ab S. 6. Vorangegangen ist diesem Vorhaben das Projekt ‚Gaia-X‘, das bereits 2019 es ins Leben gerufen wurde. In ‚Gaia-X‘ gestalten internationale Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gemeinsam die Rahmenbedingungen für den Datenaustausch und die Geschäftsmodelle der Zukunft. Die Beteiligung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist ein essen- zieller Bestandteil der Gaia-X-Strategie. Das FIR überzeugte mit seiner Expertise hinsichtlich der Transformation von KMU. Mit dem Gaia-XperienceLab im Cluster Smart Logistik bieten wir also zukünftig eine zentrale Anlaufstelle für KMU, die ihnen den interaktiven Einstieg in die Transformation erleichtert. Seit jeher sehen wir es als unsere Aufgabe, neue Themen für Unternehmen greif- und umsetzbar zu machen. Nachhaltigkeit ist dabei in aller Munde und eines der großen, wenn nicht das größte, Topic unserer Zeit. Vielmehr Wandel als Trend, erfordert sie eine Neu- positionierung der Industrie. Der Handlungsdruck der Unternehmen wächst – die Unsicherheit auch. Gewinnen Sie mit unserem Beitrag „Twin-Transition – Digitalisierung und Nachhaltigkeit Hand in Hand“ eine ganzheitliche Sicht auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit (ab S. 14). Denn der Transformationsprozess zur Industrial Sustainability ist unabdingbar: Wachstum, Kostenoptimierung und Zeitein- sparung sind nicht mehr die alleinigen Erfolgsgaranten. Dass die Nachhaltigkeitstransformation nicht Bürde, sondern Chance ist und wie die sie auch Ihr Unternehmen voranbringen kann, erfahren Sie in unseremArtikel. Unsere FIR-interne Interviewreihe setzen wir mit Gerrit Hoeborn fort (ab S. 62), der seit Mai 2022 den Bereich ‚Business Transformation‘ leitet. Zusammen mit seinem Team treibt er das Thema „Industrial Sustainability – Das integrierte Management für eine nachhaltige Organisation“ im FIR und im Cluster Smart Logistik voran und hat dazu das gleichnamige Whitepaper veröffentlicht. Und auch unsere Fachveranstaltungen befassen sich mit den Themen „Resilienz und Nachhaltigkeit“: die CDO Aachen, die am 16. November unter dem Motto „Sustainable Digitalization for the Era of Uncertainty“ stattfand sowie die Insights Cluster Smart Logistik am 8. Dezember mit Strategien und Umsetzungsbeispielen. Und was passiert auf dem internationalen Parkett? Das FIR und das CenterConnectedIndustry unterLeitungvonMax-FerdinandStrohsind mit einemMitarbeiter im Cluster Smart Logistik und einem Expertenteamauf dem RWTHAachenCampus Teil des internationalenProjekts ‚FLAIR‘ (ab S. 28). Zusammen mit dem INC Invention Center und der RWTHAachen bearbeitenwirdieinHongkonggestarteteForschungs- initiative ‚InnoHK‘, die zum Ziel hat, die Region in ein globales Zentrum für Innovation und Technologie zu verwandeln. Und last but Liebe Leserinnen, liebe Leser, not least sind unsere Expert:innen aus dem Bereich ‚Smart Work‘ in Mittel- und Südamerika unterwegs, um neue Impulse für das Wirtschaftswachstum in Europa und Lateinamerika zu geben. Erstmals richten sie dazu in Mexiko die internationale I4R-Conference aus. Unter demMotto „Closing the Gap between Science and Industry“ bildet sie die Klammer um zwei zeitgleich stattfindende Konferenzen: die praxisorientierte E-Mas International Conference und die wissenschaftliche Conference Production Systems and Logistics (CPSL). Mehr Informationen finden Sie unter: i4r.eu. So breit gefächert unsere Themenfelder auch sind, so viele Schnittstellen und gemeinsame Zielsetzungen gibt es auch. Bereichsübergreifende Projekte sind bei uns deshalb gelebte Praxis. Umdies noch stärker zu verdeutlichen, haben wir den FIR-Navigator entwickelt, der Ihnen anhand von acht Transformationstreibern einen besonders einfachen Zugang zum Leistungsspektrum des FIR sowie zu Wissen über relevante Trends bietet. Mit einem Klick erhalten Sie themenspezifisches Know-how und das passende FIR-Angebot – ganz nach Bedarf und Interesse. Zusätzlich liefert der FIR-Navigator (s. S. 37f.) Informationen zu aktuellen Projekten, zu Referenzen und Veröffentlichungen: fir-navigator.fir.de. Wir hoffen, dass wir Sie im Jahr 2022 mit unserer Expertise sowie spannenden Themen in unseren UdZ-Ausgaben begeistern konnten und freuen uns bereits auf die Ausgaben im Jahr 2023. Zum Schluss erlauben Sie mir noch ein persönliches Wort: Nach nunmehr 26 Jahren übergebe ich im kommenden Jahr die Geschäftsführung an Prof. Dr. Wolfgang Boos. Die Zeit am FIR war und ist für mich immer eine ganz besondere. Nicht nur, weil wir mit der Praxis an relevanten Fragen für die Praxis arbeiten. Auch, weil es viele neue Erkenntnisse bringt und es Spaß macht, die mannigfaltigen Herausforderungen der Industrie zu beleuchten und letzten Endes zu erfahren, wie die von uns entwickelten Lösungen Unternehmen wirklich voranbringen. Das alles wäre ohne ein starkes, motiviertes Team und hochengagierte Partner aus Industrie, Verbänden und Politik nicht denkbar. Ich bedanke mich bei allen, die mich in meiner Zeit am FIR begleitet haben, für 26 Jahre voller Inspiration und neuer Erkenntnisse, für die vertrauensvolle Zusammenarbeit, großes Engagement und klare Worte, für kreative, oft ungewöhnliche Lösungen und viele gemeinsame Erfolge auf dem Weg zum selbstlernenden Unternehmen der Zukunft. Meinem Nachfolger Prof. Dr. Wolfgang Boos wünsche ich allzeit eine glückliche Hand, Leidenschaft für die Sache und viel Erfolg dabei, das FIR weiter in die Zukunft zu führen. Ihr Volker Stich Follow us: facebook.fir.de · instagram.fir.de · linkedin.fir.de · twitter.fir.de · xing.fir.de · youtube.fir.de
Dear Readers, we are pleased to once again present you with a potpourri of news and highlights in the third 2022 issue of UdZ. First and foremost, we would like to introduce you to our new Uranos-X project. We are very proud to be in charge of the research on this complex topic and therefore dedicate the lead article of the present issue to this project (p. 6 ff.). Uranos-X was preceded by the ‘Gaia-X’ project, which was launched in 2019. In Gaia-X, international representatives frombusiness, science and politics are jointly shaping the framework conditions for the data exchange and business models of tomorrow. A key feature of Gaia-X is to have small and medium-sized enterprises (SMEs) participate in the project. FIR successfully contributed to the project by providing its expertise on the transformation of SMEs. With the Gaia-XperienceLab in the Smart Logistics Cluster, we will soon be offering a central point of contact for SMEs that facilitates their interactive entry into the transformation process. We have always seen it as our task to make new topics and developments accessible and implementable for companies. Sustainability is on everyone's lips and one of the biggest – if not the biggest – topic of our time. Sustainability is not a trend, but a transformative change, and it requires a full repositioning of industry. The pressure on companies to act is growing – and so is the uncertainty this change process brings. Gain a holistic viewof digitalization and sustainability with our article “Twin-Transition – Digitization and Sustainability Hand in Hand” (p. 14 ff.). The transformation to Industrial Sustainability is indispensable: Growth, cost optimization and time savings are no longer the sole guarantees of success. The article argues that sustainability transformation is not a burden, but an opportunity, and highlights how sustainability transformation can also advance your company. We continue our staff interview series with Gerrit Hoeborn (p. 62 ff.), who has been head of Business Transformation here at FIR since May 2022. Together with his team, he is driving forward the topic of Industrial Sustainability – The Integrated Management for a Sustainable Organization at FIR and in the Smart Logistics Cluster and has published a white paper of the same title. Furthermore, our specialist events also deal with the topics of “Resilience and Sustainability”: the CDOAachen, which took place on November 16 under themotto “Sustainable Digitalization for the Era of Uncertainty”, as well as the Insights Cluster Smart Logistic event on December 8, which will have a focus on strategies and implementation examples. And what is happening on the international stage? FIR and the Center Connected Industry, headed by Max-Ferdinand Stroh, are participating in the international ‘FLAIR’ project, with a staff member on site and a team of experts on RWTH Aachen Campus (p. 28 ff.). Together with the INC Invention Center and RWTH Aachen University, we are working on the InnoHK research initiative launched in Hong Kong, which aims to transform the region into a global hub for innovation and technology. And, last but not least, our experts in the area of “Smart Work” are on the road in Central and South America, seeking to provide new impetus for economic growth in Europe and Latin America. For the first time, they are hosting the international I4R Conference in Mexico. Under the motto “Closing the Gap between Science and Industry,” the congress serves as an umbrella event for two conferences taking place at the same time: The practice-oriented E-Mas International Conference and the Scientific Conference Production Systems and Logistics (CPSL). More information is available at: i4r.eu. Even if FIR’s key subject areas are wide and varied, they are also interlinked and share many objectives. That’s why interdisciplinary and cross-divisional projects are part of our daily practice. To make these interrelations clearer, we have developed the FIR Navigator, which offers you particularly easy access to FIR’s range of services and knowledge about relevant trends based on eight transformation drivers. With just one click, you can obtain subject-specific know-how and insight into FIR’s offerings – according to your needs and interests. In addition, the FIR Navigator (p. 37f.) provides you with information on ongoing projects, reference projects, and publications: fir-navigator.fir.de. We hope that we were able to inspire you with our expertise and our selection of topics in the 2022 UdZ issues – we are already looking forward to preparing next year’s issues. Finally, letme end on a personal note: After 26 years asmanaging director, I will be handing over the reins to Prof. Dr. Wolfgang Boos. The time at FIR has been, and is, very special to me. Not only because we work with industrial practitioners on relevant questions for practitioners, but also because our work generates new ideas and insights, and because it is fun to shed light on the manifold challenges industry is facing. And, ultimately, it is always exciting to learn how the solutions we develop help companies to move forward. None of this would be possible without a strong, motivated team and highly committed partners from industry, associations and politics. I would like to thank everyone who accompanied me during my time at FIR for 26 years full of inspiration and insight; for trusting cooperation, great dedication, andopen, honestwords; for creative, oftenunusual solutions and many joint successes on the path to the self-learning company of the future. I wishmy successor, Prof. Dr. Wolfgang Boos, a happy hand at all times, passion for the cause, and much success in leading FIR into the future. Your Volker Stich Do you have any questions or suggestions about our magazine or would you like more information? Then please send us an email: redaktion@fir.rwth-aachen.de Learn even more about the FIR & visit us on our website at: » fir.rwth-aachen.de Or sign up for one of our FIR-newsletter: » newsletter-anmeldung.fir.de
Gaia-X-Onboarding for SMEs Die Beteiligung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist ein essenzieller Bestandteil der Gaia-X-Strategie, denn sie bilden das Rückgrat unserer Wirtschaft. Das FIR an der RWTH Aachen gestaltet diesen Transfer im Rahmen des wissenschaftlichen Projekts ‚Uranos-X‘. Das zukünftige Gaia-XperienceLab im Cluster Smart Logistik wird dabei die zentrale Anlaufstelle für den interaktiven Einstieg in die digitalen Ökosysteme Europas sein. The participation of small and medium-sized enterprises (SMEs) is an essential part of the Gaia-X strategy, as they form the backbone of our economy. FIR at RWTH Aachen University is shaping this transfer as part of the ‘Uranos-X’ scientific project. The future Gaia-XperienceLab in the Smart Logistics Cluster will be the central point of contact for interactive access to Europe's digital ecosystems. FOCUS – BEST PRACTICES 34 FIR NEWS 46 EVENTS 91 FIR PUBLICATIONS 6 Gaia-X-Onboarding for SMEs – Der interaktive Einstieg in Gaia-X für die produzierende Industrie An Interactive Entry Into Gaia-X for the Manufacturing Industry 14 Twin-Transition: Digitalisierung und Nachhaltigkeit Hand in Hand Digitalization and Sustainability Hand in Hand 22 Fit für die Digitalisierung – Workshopreihe für IBU-Mitgliedsunternehmen Fit for Digitalization – A Series ofWorkshops for IBU Member Companies 28 RWTH Aachen Campus erforscht Technologien der Künstlichen Intelligenz in der Fertigungsindustrie Hongkongs RWTH Aachen Campus Explores Artificial IntelligenceTechnologies in Hong Kong’s Manufacturing Industry 40 Der Mensch ist das Zentrum des digitalenWandels People Are the Heart of Digital Transformation 48 Vertriebsexzellenz für digitale Produkte und Services Sales Excellence for Digital Products and Services 104 RECOMMENDED READING 122 NEWS FROMTHE RWTH AACHEN CAMPUS 6 IMPRINT UdZ – The Data-driven Enterprise · ISSN 2748-9779 · 2. Jg., Heft 2/2022 FIR e. V. an der RWTHAachen · Campus-Boulevard 55 · 52074 Aachen FIR-Redaktion: Birgit Merx · Julia Quack van Wersch · Simone Suchan FIR-Redaktionsteam: Gerrit Hoeborn · Daniela Greven · Lennard Holst · Max-Ferdinand Stroh · Dino Hardjosuwito · Stefan Leachu · Maria Linnartz · Roman Senderek · Annika Franken · Tobias Schröer Design/Satz: Julia Quack van Wersch, FIR FIR-Autoren: rr Marion Riemer · mr Johannes Marcea · sa Lukas Stratmann · hb Gerrit Hoeborn · ml JonasMüller · pu Martin Perau · rx Calvin Rix · js Sebastian Junglas · hu9 Julia Hufnagel · hs Stephanie Harfensteller · sg Lennardt Söhngen · so Franziska Sommer · fe Annika Franken · gd Antoine Gaillard · ee9 Christoph Esser · sl Florian Schuldt · zk9 Karina Ziskel · sk Regina Schrank · zb Franziska Zielenbach Bildnachweise: Titelbild: © Siarhei – stock.adobe.com; S. 6/7: © Inna – stock.adobe.com; S. 14/15: © peach_adobe – stock.adobe.com; S. 20: © narawit – stock.adobe.com; S. 22: © byjeng – stock.adobe.com; S. 25: © metamorworks – stock.adobe.com; S. 28: © leeyiutung– stock.adobe.com; S. 44: © putilov_denis – stock.adobe.com; S. 48: © Costello77 – stock.adobe.com; S. 54: © MH – stock. adobe.com; S. 57: © Siemens Engery AG; S. 68: © Grecaud Paul – stock.adobe.com; S. 72/73: © Simon Lehmann - PhotoGranary – stock.adobe.com; S. 74/75: © REDPIXEL – stock.adobe.com; S. 84: © Parilov – stock.adobe.com; S. 92: © Stock57 – stock.adobe.com; S. 98/99: © tadamichi – stock.adobe.com; S. 106/107: © Chaosamran_Studio – stock.adobe.com; S. 112: © tentacula – stock.adobe.com; Weitere: © FIR 54 Harmonisierung der IT-Systemlandschaft bei der Siemens Energy AG Harmonization of the IT system landscape at Siemens Energy AG 60 Gerrit Hoeborn im Interview: Der Sinn macht den Unterschied Interviewwith Gerrit Hoeborn: Purpose Makes the Difference 68 EU-Practice am FIR EU-Practice at FIR
24 18 35 14 Twin-Transition Die Industrie stellt nach den Energieerzeugern den zweit-größ-ten Verursacher vonTreibhausemissionen dar. Sie steht damit in der Verantwortung, ihren ökologischen Fußabdruck zu ver-ringern. Unausweichlich ist die Frage, inwiefern ein konstantes Wirtschaftswachstum im aktuellen Stil mit den Nachhaltig-keitsprinzipien und mit einem bewohnbaren Planeten vereinbar ist. Ein unendliches Wachstum wird mit den begrenzten Ressourcen der Erde nicht möglich sein. After energy producers, industry is the second largest source of greenhouse gas emissions. It therefore has a responsibility to reduce its ecological footprint. Inevitably, the question arises to what extent constant economic growth in the current style is compatible with the principles of sustainability and with a habitable planet. Infinite growth will not be possiblewith the earth‘s limited resources. 28 54 74 Transformations-Hub für eine verbesserte, nachhaltigere Nutzung von Automobilen durch digitale Services und digitale Geschäftsmodelle Transformation Hub for an Improved, More Sustainable Use of Automobiles Through Digital Services and Digital Business Models 80 Wie lernt man in Gesundheitsberufen? Am besten arbeitsnah! How do you Learn in Health Professions? The Best Way is Close toWork! 84 Intelligente Produktionsplanung und -steuerung für das Laser-Beam-Melting Intelligent Production Planning and Control for Laser Beam Melting FLAIR Hongkong startet die Forschungsinitiative ‚InnoHK‘ mit dem Ziel, die Region in ein globales Zentrum für Innovation und Technologie zu verwandeln. Hong Kong launches the research initiative ‘InnoHK’ in a bid to transform the city into an international innovation and technology hub. Success-Story: Siemens Energy AG Die IT-Systemlandschaft in der Produktion der Siemens Energy AG ist – wie in gewachsenen Strukturen üblich – sehr heterogen. Folgerichtig stellt sich das übergeordnete Ziel, diese IT-Systemlandschaften zu harmonisieren. The IT system landscape of Siemens Energy AG in production is – as is usual in grown structures – very heterogeneous. Consequently, the overriding goal is to harmonize these IT system landscapes. SPECTRUM – APPLIED RESEARCH 92 Wann lohnt sich Augmented Reality im Service? When is Augmented RealityWorthwhile in Service? 98 Implementierung von Robotic-Process-Automation: Ein Assessment zur Personalauswahl Implementing Robotic Process Automation: An Assessment Tool for Personnel Selection 106 Erlösmodell für eine Co-Creation-Plattform im Möbelsektor Revenue Model for a Co-Creation Platform in the Furniture Sector 112 Business-Analytics erfolgreich einsetzen Using Business Analytics Successfully 118 Wir schaffen eine starke weibliche Gemeinschaft am FIR We Create a Strong Female Community at FIR
FOCUS – BEST PRACTICES 6 / UdZ 03.22 Uranos-X: Der interaktive Einstieg in Gaia-X für die produzierende Industrie Souveränität: Ein Begriff, der für uns in Europa im Jahr 2022 eine besondere Bedeutung gewonnen hat. Wo Handelsbeziehungen und Energiepolitik neugestaltet werden, um nach- haltig und sozialgerecht wirtschaften zu können, spielen auch Daten eine entscheidende Rolle. Digitale Souveränität in Europa erfordert eine sichere und vernetzte Dateninfrastruktur. Mit diesem Ziel wurde 2019 das Projekt ‚Gaia-X‘ ins Leben gerufen; hier gestalten interna- tionale Vertreterinnen und Vertreter ausWirtschaft,Wissenschaft und Politik gemeinsam die Rahmenbedingungen für den Datenaustausch und dieGeschäftsmodelle der Zukunft. DieBeteiligung von kleinen undmittleren Unternehmen (KMU) ist ein essenziellerBestandteil der Gaia-X-Strategie, denn sie bilden das Rückgrat unsererWirtschaft. Das FIR an der RWTH Aachen gestaltet diesenTransfer im Rahmen des wissenschaftlichen Projekts ‚Uranos-X‘. Das zukünftige Gaia-XperienceLab im Cluster Smart Logistik wird dabei die zentrale Anlaufstelle für den interaktiven Einstieg in die digitalen Ökosysteme Europas sein. > Uranos-X: An Interactive Entry Into Gaia-X for the Manufacturing Industry Sovereignty: This is a concept that has taken on special significance for us in Europe in 2022. Where trade relations and energy policy are being reshaped in order to be able to operate sustainably and in a socially just manner, data also plays a decisive role. Digital sovereignty in Europe requires a secure and connected data infrastructure. With this goal in mind, the ‘Gaia-X’ project was launched in 2019. In Gaia-X, international representatives from business, science and politics are jointly shaping the framework conditions for the data exchange and the business models of tomorrow. The participation of small and medium-sized enterprises (SMEs) is an essential part of the Gaia-X strategy, as they form the backbone of our economy. FIR at RWTH Aachen University is shaping this transfer as part of the ‘Uranos-X’ scientific project. The future Gaia-XperienceLab in the Smart Logistics Cluster will be the central point of contact for interactive access to Europe's digital ecosystems. > Gaia-XOnboarding for SMEs Gaia-X-Onboarding für KMU
UdZ 03.22 / 7
FOCUS – BEST PRACTICES 8 / UdZ 03.22 Industrie 4.0 has played a key role in securing technology sovereignty in Germany, and it helpedmaintain the high 28 % contributionof industry to theGDP. Obviously, the collection, exchange, linking, andevaluationof data are key competencies in this context. Gaia-X will make a significant contribution to this in the future. It is a digital ecosystem with standardized, interoperable interfaces designed to enable companies to make data available and merge and share it securely and confidently1. Existing infrastructure offerings have been dominated by non-European providers due to economies of scale and network effects, preventing the emergence of a European alternative2. The architecture of Gaia-X is based on the principle of decentralization – the interaction of numerous individual platforms following common guidelines and standards. This allows a data infrastructure to emerge that is based on the values of openness, transparency, and trust. As a result, it is not just another cloud being established, but rather a connected system linking many cloud service providers. Motivation Small and medium-sized enterprises in Europe in particular are still wary of cloud services. The reasons for this are a lack of trust in the existing offerings, aversion to high investment costs, a lack of adequately trained employees, and concerns about dependencies. As a result, however, substantial value creation potential remains untapped. In production, machines and systems generate huge amounts of data that aremanaged andusedbydifferent stakeholders3. For thesustainable further development of industrial hubs in Europe, companies should be enabled and motivated to open up to Gaia-X in order to be able to realize positive synergy effects with their partners. This applies, in particular, to medium-sized companies, which are facing similar challenges. It is not just technical hurdles that need to be overcome: when entering into Gaia-X, the design of business models, organizational processes, and working methods will have to be transformed. Against this backdrop, the accompanying scientific project Uranos-X was initiated as part of the funding measure “Industrie 4.0 – GAIA-X Applications in Value Networks (InGAIA-X)”, launched by the German Federal Ministry of Education and Research (BMBF). In this project, FIR at RWTH Aachen University is cooperating with the University of Paderborn, the Fraunhofer Institute IEM, and the OFFIS Institute for Information Technology, Oldenburg, to make it easier for manufacturing companies to participate in the Gaia-X architecture (see Figure 1). Figure 1: Principle of the European Gaia-X architecture (BMWi 2020, p. 9). Mit Industrie 4.0 wurde in Deutschland die Technologiesouveränität konsequent gesichert und die hohe Industriequote von 28 Prozent am BIP erhalten. Deutlich ist, dass Sammlung, Austausch, Verknüpfung und Auswertung von Daten dabei Schlüsselkompetenzen sind. Gaia-X leistet hierzu perspektivisch einen wesent- lichen Beitrag. Es handelt sich um ein digitales Ökosystem mit standardisierten, interoperablen Schnittstellen, das Unternehmen befähigen soll, Daten sicher und vertrauensvoll verfügbar zu machen, zusammenzuführen und zu teilen1. Existierende Infrastrukturangebote wurden bisher aufgrund von Skalierungsvorteilen und Netzwerkeffekten von außereuropäischen Anbietern dominiert und verhinderten das Entstehen einer europäischen Alternative2. Die Architektur von Gaia-X basiert auf dem Prinzip der Dezentralisierung. Es ist das Zusammenspiel zahlreicher individueller Plattformen, die gemeinsamen Richtlinien und Standards folgen. So kann eine Dateninfrastruktur entstehen, die auf den Werten Offenheit, Transparenz und Vertrauen basiert. Eswird alsonicht nur eineweitere Cloud entwickelt, sondern vielmehr ein vernetztes System, das viele Cloud-Service- Anbieter miteinander verbindet. Motivation Vor allem kleine und mittlere Unternehmen in Europa stehen Cloud-Diensten noch kritisch gegenüber. Gründe sind mangelndes Vertrauen in die existierenden Angebote, Scheu vor hohen Investitionskosten und fehlende Fachkräfte sowie die Sorge vor Abhängigkeiten³. Dabei bleiben große Potenziale in der Wertschöpfung auf der Strecke. In der Produktion erzeugenMaschinen und Anlagen riesige Datenmengen, die von unterschiedlichen Akteuren verwaltet und genutzt werden2. Für eine nachhaltige Weiterentwicklung der Industriestandorte in Europa sollen Unternehmen befähigt und motiviert werden, sich für Gaia-X zu öffnen, um positive Synergieeffekte mit ihren Partnern realisieren zu können. Gerade mittelständische Unternehmen stehen hier vor ähnlichen Herausforderungen. Dabei liegen nicht nur technische Hürden vor; auch in der Gestaltung der Geschäftsmodelle, der Organisation und Arbeitsweise werden beim Einstieg in Gaia-X Transformationsbedarfe deutlich. Vor diesemHintergrundwurde das wissenschaftliche Begleitprojekt Uranos-X als Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Industrie 4.0 – GAIA-X-Anwendungen in Wertschöpfungsnetzwerken (InGAIA-X)“ initiiert. Hier kooperiert das FIR an der RWTH Aachen mit der Universität Paderborn, dem Fraunhofer-Institut IEM und dem Institut OFFIS aus Oldenburg, um der produzierenden Industrie den Einstieg in die Gaia-X Architektur (s. Figure 1) zu vereinfachen. 1 s. SCHIEFERDECKER 2020, S. 30 – 35 ² s. BMWi 2019 ³ s. s. Appelrath et al. 2013, S. 72 1 SCHIEFERDECKER 2020, p. 30 – 35 ² BMWi 2019 ³ Appelrath et al. 2014, p. 72
UdZ 03.22 / 9 Über die Verbindung der Infrastrukturen mehrerer rechtlich unabhängiger Unternehmen soll mittels Gaia-X ein Zusammenschluss zu einem großen, einheitlichen Netzwerk entstehen. Aus diesem Grund wird auch von einer föderalen Dateninfrastruktur gesprochen4. Die administrativen Dienstleistungen (sog. Federation Services) sind für die Umsetzung der Architektur und damit für die Etablierung des Datenraums notwendig, insbesondere weil über diese das Vertrauen der Teilnehmer untereinander gewährleistet wird5. Im Gegensatz zu zentralen Integrationslösungen benötigen Datenräume keine physische Zusammenführung der Daten, sondern belassen sie an der jeweiligen Quelle. Ein gemeinsames Datenbankschema, an das die verschiedenen Teilnehmer gebunden sind, ist ebenso nicht erforderlich. Die Integration erfolgt vielmehr auf semantischer Ebene – zum Beispiel durch ein gemeinsames Vokabular. Datenräume können sich überschneiden, sodass einzelne Mitglieder Teil mehrerer Datenräume sein können (s. Figure 2, S. 10). Der Austausch der Daten erfolgt direkt zwischen den Teilnehmern; um jedoch die grundlegenden Anforderungen in Bezug auf Vertrauen, Datensicherheit und Interoperabilität zu erfüllen, sind Vermittler erforderlich. Die Rolle des sogenannten Federators besteht darin, solche Vermittlungsdienste bereitzustellen. Neben dieser ursprünglichen technologischen Definition werden Datenräume in der Wirtschaft auch als ein Format der geschäftlichen Zusammenarbeit interpretiert6. Data Ecosystem Infrastructure Ecosystem Federation Services Interoperable Data Spaces Transparency, Identity and Trust Reduction of Dependencies Sovereign Data and Exchange Figure 1: Principle of the European Gaia-X architecture (own presentation in accordance with BMWi 2020, p. 9) 4 s. RUSCHE 2022, S. 8 5 s. GAIA-X EUROPEAN ASSOCIATION 2021 6 OTTO 2022, S. 7 f. 4 RUSCHE 2022, S. 8 5 GAIA-X EUROPEAN ASSOCIATION 2021 6 OTTO 2022, p. 7 f. By linking the infrastructures of several legally independent companies, Gaia-X is intended to create a large, uniform network, a so-called “federated data infrastructure”4. The administrative services (known as federation services) are necessary for the implementation of the architecture and thus for the establishment of the data space, in particular because they secure the trust of the participants5. Unlike central integration solutions, data spaces do not require the physical consolidation of data, but leave it at the respective source. A common database schema which the various participants have to adopt is also not required. Instead, integration takes place at the semantic level, for example through a common vocabulary. Data spaces can overlap, so individual members can be part of multiple data spaces (see Figure 2, p. 10). Data is exchanged directly between the participants; however, in order to meet the basic requirements of trust, data security, and interoperability, so-called federators are required. The roleof the federator is to provide such intermediary services. In addition to this original technological definition, data spaces are also interpreted in the business community as a format for business collaboration6. Uranos-X A number of specific Gaia-X use cases have been launched for each data space. The total of 78 projects so far provide the main opportunity for companies to participate in Gaia-X. To this end, the members of the German Gaia-X Hub from
FOCUS – BEST PRACTICES 10 / UdZ 03.22 Uranos-X Für jedenDatenraumwurdeeineReihe spezifischerGaia-X-Usecases gestartet. Die insgesamt 78 Projekte stellen bisher das wesentliche Instrument zur Beteiligung von Unternehmen an Gaia-X dar. Hierzu entwickeln die Mitglieder des deutschen Gaia-X-Hubs aus verschiedenen Wirtschaftsdomänen, von der Finanzwirtschaft bis zu Industrie 4.0, erste spezifische Anwendungen. Im Bereich Industrie 4.0 befasst sich beispielsweise das Projekt ‚Predict Machines (PdM)‘ mit der prädiktiven Instandhaltung von Maschinen . Das Projekt „Supply Chain Collaboration in a Connected Industry“ setzt sich wiederum das Ziel, Synergien in Zulieferernetzwerken besser zu nutzen . Trotz beachtlicher Erfolge ist die Anwendungsbreite von Gaia-X noch eingeschränkt. Der bislang verfolgteUsecase-basierte Ansatz führt zu einer Vielzahl divergenter Insellösungen; für eine erfolgreiche Skalierung wird nun ein methodisch ganzheitliches Lösungsbild erforderlich. Aufgrund der eingeschränkten Anzahl der veröffentlichten Usecases ist auch die Menge der Teilnehmer:innen begrenzt, die herausragendes Wissen über Gaia-X und ihre Funktionen mitbringen und transferieren können (z. B. Gaia-X-Hubs, Verbundprojektpartner). Gleichzeitig besteht ein großer Bedarf an Wissen bei denjenigen Akteuren, für die ein Einstieg in Gaia-X erfolgversprechende Geschäftsoptionen eröffnet. Darunter fallen z. B. Industrieunternehmen oder KMU, die vernetzte Produkte anbieten oder deren Produktion von der Vernetzung profitieren würde. Ziel des übergreifenden Begleitprojekts Uranos-X ist es, das in den Usecases generierte Wissen zu bündeln und den Wissenstransfer von der Forschung für die Nutzung in mittelständischen Unternehmen zu gestalten. Anhand eines speziellen Entwicklungsbaukastens sollen KMU dazu befähigt werden, Gaia-X-konforme Anwendungen eigenständig zu identifizieren, zu spezifizieren und umzusetzen. Für den Uranos-X-Baukasten werden alle Anforderungen, Vorgehens- Closed Data Space Open Ecosystem Federations of Ecosystems Federator Data Provider Data Consumer Meta Data Payload Data Figure 2: Roles in the data space and development stages of data ecosystems (Otto 2022, p. 7 f.) 7 s. BMWK 2022a 8 s. BMWK 2022b 7 BMWK 2022a 8 BMWK 2022b various economic domains, from finance to Industrie 4.0, are developing the first specific applications. In the area of Industry 4.0, for example, the Predict Machines (PdM) project deals with the predictive maintenance of machines. The Supply Chain Collaboration in a Connected Industry project aims to make better use of synergies in supplier networks. Despite considerable successes, the range of applications for Gaia-X is still limited. The use case-based approach followed so far leads to a large number of divergent isolated solutions; a methodologically uniform solution is now required for successful scaling. Due to the limited number of published use cases, the number of participants who can contribute and transfer outstanding knowledge about Gaia-X and its functions (e. g. Gaia-X hubs, joint project partners) is also limited. At the same time, there is a great need for knowledge among those for whom participation Gaia-X opens up promising business options, including, for example, industrial companies or SMEs that offer networked products or whose production would benefit from networking. The aim of the overarching accompanying project Uranos-X is to pool the knowledge generated in the use cases and to secure the transfer of knowledge from research to application in SMEs. Using a special development kit, SMEs are to be enabled to independently identify, specify, and implement Gaia-X-compliant applications. For the Uranos-X kit, all requirements, procedures, and methods of the previous use cases are compiled and synthesized into transferable solution patterns. This results in a direct transfer of knowledge from experienced companies and organizations to potential newcomers. The focus here is on the Industry 4.0 data space (see Figure 3, p. 11). Nevertheless, the project approach and the results should be transferable to other data spaces, such as that of the energy sector.
UdZ 03.22 / 11 weisen und Methoden der bisherigen Usecases zusammengestellt und zu übertragbaren Lösungsmustern synthetisiert. SomitentstehteindirekterTransferderErkenntnissevonerfahrenen Unternehmen und Organisationen zu den potenziellen Einsteigern. Im Fokus steht dabei der Datenraum Industrie 4.0 (s. Figure 3). Gleichwohl sollen der Projektansatz und die Ergebnisse auf weitere Datenräume, wie z. B. den der Energiebranche, übertragbar sein. Die Ziele des FIR im Uranos-X-Projekt Für das FIR stehen im Rahmen des wissenschaftlichen Begleitprojekts zwei Bereiche im Fokus: die Entwicklung geeigneter Werkzeuge zur Evaluierung von individuellen Gaia-X-Potenzialen und die Realisierung einer interaktiven Transferumgebung. In einem ersten Schritt wird ein webbasierter Quick-Check implementiert. Mit diesem können KMU anhand eines Fragebogens herausfinden, ob undwie Gaia-X für ihre Herausforderungen relevant ist. Dies minimiert die ersten Einstiegshürden. Im Weiteren unterstützt der Ideenfit die angestrebte digitale Transformation der Unternehmen, indem gezielt Uranos-X-Lösungsmuster für ihre Geschäftsmodelle identifiziert werden. Hierzu werden angepasste Methoden zur Ideenfindung (z. B. Customer-Journey, User-Story) angewendet. Mit einem Gaia-X-Reifegradmodell lässt sich darüber hinaus objektiv feststellen, ob eine Organisationseinheit über themenspezifisch definierte Fähigkeiten verfügt. Dies wird es Unternehmen ermöglichen, ihre derzeitige Gaia-X-Leistungsfähigkeit transparent darzustellen. Durch den Aufbau eines Zielbildes kann schließlich aufgezeigt werden, welche weiteren Schritte Figure 3: Uranos-X transfer strategy for the dissemination of Gaia-X in the manufacturing sector (own representation) FIR’s Goals in the Uranos-X project For FIR, two areas are at the focus of the accompanying scientific project: the development of suitable tools for the evaluation of the opportunities provided by Gaia-X and the realization of an interactive transfer environment. In a first step, a web-based Quick Check will be implemented, providing SMEswith a questionnaire to findoutwhether and in what ways Gaia-X is relevant to their challenges. Thisminimizes initial barriers to entry. Furthermore, the Idea Fit supports the digital transformation of companies by identifying Uranos-X solution patterns for their business models. To this end, adapted methods for idea generation (e. g. customer journey, user story) are applied. A Gaia-X Maturity Model can be used to objectively determine whether an organizational unit has the required subject-specific capabilities. This will enable companies to transparently demonstrate their current Gaia-X capability. Finally, by defining a comprehensive conceptual objective, it can be shown which further steps are necessary to achieve the desired business transformation with the help of Gaia-X components. The Gaia-XperienceLab Modular transfer environments are being developed in order to capture the innovation potential of Gaia-X as widely as possible in the manufacturing industry. In this environment, the findings fromtheUranos-Xproject are tobepreparedandmade tangible specifically for SMEs. For this purpose, Gaia-XperienceLabs will be established in Aachen (under the direction of FIR) and Data Space Industry 4.0 Solution Template Ideas for applications Specification Integration Transformation SME
FOCUS – BEST PRACTICES 12 / UdZ 03.22 notwendig sind, um die anvisierte Geschäftstransformation durch den Einsatz von Gaia-X-Komponenten zu erreichen. Das Gaia-XperienceLab Um die Innovationspotenziale von Gaia-X breitenwirksam in der produzierenden Industrie ausrollen zu können, werden modulare Transferumgebungen entwickelt. In diesem Umfeld sollen dieErkenntnisseausdemProjektUranos-Xzielgerichtet fürKMU aufbereitet und erlebbar gemacht werden. An den Standorten Aachen (unter der Leitung des FIR) und Paderborn (unter der Leitung des IEM) werden zu diesem Zweck Gaia-XperienceLabs entstehen. Die Labs sollen in bestehenden Infrastrukturen im Cluster Smart Logistik auf dem RWTH Aachen Campus und in dem IoT Xperience Center am Fraunhofer IEM integriert werden. Im Detail ruhen die Gaia-XperienceLabs auf drei Säulen: permanent ausgestellter Demonstrator, modulares Erlebnisforumund modularesWorkshopangebot. Ein permanent ausgestellter Demonstrator erlaubt den direkten Zugriff auf Ergebnisse der relevanten Gaia-X-Projekte. Das flexible Konzept des Demonstrators sieht dabei eine kontinuierliche Weiterentwicklung vor. Mit dedizierten Eingabegeräten und der Anbindung weiterer Hardware, z. B. mit zusätzlichen Tablets, ist eine Durchführung von Planspielen am Demonstrator geplant. Mit diesem Format und anhand von interaktiven Tutorials können Nutzer live erfahren, wie Gaia-X funktioniert und welche unterschiedlichen Rollen im Kontext von Industrie 4.0 und von digitalen Ökosystemen existieren. Der Demonstrator wird mit einem modularen Erlebnisforum bedarfsgerecht erweitert. Hier werden die Nutzer an einzelnen Stationen an die Inhalte herangeführt, die insbesondere für KMU von Interesse sind. Beispielhaft können die Themen Datensicherheit & Datensouveränität, Datenaustausch, Online-Datenspeicher, Datenräume & Datenökosysteme in einem anschaulichen Messeformat dargestellt werden. Neben demDemonstrator und demAusstellungsformat wird das XperienceLab durch ein modulares Workshopangebot ergänzt. Ziel ist es, KMU ein einfaches Gaia-X-Onboarding zu ermöglichen. Zusätzlich zu den vor Ort erlebbaren Inhalten soll ein breiter Anwenderkreis durch ein digitales Workshopangebot erreicht werden. Dabei sollen Workshopreihen zu unterschiedlichen Themensträngen entwickelt werden, die an die Bedürfnisse unterschiedlicher Interessenten angepasst sind. Als weitere Maßnahmen zur Vernetzung der Akteure werden Veranstaltungen in den Communitys der Partner organisiert. Unter anderem sind Events im Technologienetzwerk it’s OWL und dem Mittelstand- Digital-Zentrum Ruhr-OWL geplant. Diese Lernangebote Paderborn (under the direction of IEM). The labs are to be integrated into existing infrastructures in the Smart Logistics Cluster on RWTH Aachen Campus and in the IoT Xperience Center at Fraunhofer IEM. In more detail, the Gaia-XperienceLabs rest on three pillars: permanently exhibited demonstrator, modular experience forum, andmodular workshop offerings. A permanently exhibited demonstrator allows direct access to results of the relevant Gaia-X projects. The flexible concept of thedemonstratorallows itsfurtherdevelopmentonacontinual basis. By using dedicated input devices and connecting further hardware, such as additional tablets, it shall be made possible to run business games on the demonstrator. Through this format and interactive tutorials, users can experience “live” howGaia-Xworks andwhat different roles exist in the contexts of Industry 4.0 and digital ecosystems. The demonstrator will be expanded as needed with a modular experience forum. It introduces users to contents of particular interest to SMEs at individual stations. For example, the topics of data security&data sovereignty, data exchange, online data storage, and data spaces & data ecosystems can be presented in a vivid exhibition format. In addition to the demonstrator and the exhibition format, the XperienceLabs will be complemented by a modular workshop offering. The aim is to make onboarding to GAIA-X as easy as possible for SMEs. In addition to the content that can be experienced on site, a wide range of users is to be reached through a digital workshop offering. The aim is to develop a series of workshops on various topics that are tailored to the needs of all interested stakeholders. As further measures for the networking of all stakeholders, events will be organized in the communities of the project partners. Among other things, events are planned by the it's OWL technology network and the Mittelstand-DigitalZentrum Ruhr-OWL. These learning opportunities and transfer measures round out the Gaia-X development kit. Summary In the course of advancing digitalization, Uranos-X will make an important contribution to onboarding German SMEs to the emerging European data infrastructure GAIA-X. With the development of anoverarching conceptual objective, SMEs in the manufacturing sector in particular are to be supported in further developing their existing systems anddata intoGAIA-X-compliant data ecosystems for Industrie 4.0. To this end, the accompanying project focuses on abstracting and consolidating the results from the individual collaborative projects and use cases. After being prepared in a user-friendly manner, this content will be provided in the form of specific tools in a development kit and made
UdZ 03.22 / 13 Dipl.-Ing. Johannes Marcea Project Manager Department Production Management FIR e. V. at RWTHAachen University Phone: +49 241 47705-414 Email: Johannes.Marcea@fir.rwth-aachen.de und Transfermaßnahmen komplettieren den Gaia-X- Entwicklungsbaukasten. Zusammenfassung Uranos-X wird im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den deutschen Mittelstand an die entstehende europäische Dateninfrastruktur GAIA-X heranzuführen. Mit der Entwicklung eines ganzheitlichen Lösungsbildes sollen insbesondere KMU im produzierenden Gewerbe dabei unterstützt werden, ihre vorhandenen Systeme und Daten zu GAIA-X-konformen Datenökosystemen für die Industrie 4.0 weiterzuentwickeln. Das Begleitprojekt legt hierzu den Fokus auf die Abstraktion und Konsolidierung der Ergebnisse aus den einzelnen Verbundprojekten und Usecases. Nach einer nutzergerechten Aufbereitung werden diese Inhalte als konkrete Werkzeuge in einem Entwicklungsbaukasten dokumentiert und für die Zielgruppen zur Verfügung gestellt. Durch die geplanten Austauschformate und Events können neue Netzwerke aufgebaut und Synergieeffekte mit Partnern realisiert werden. Somit entsteht langfristig aus souveränen Daten- und Infrastrukturökosystemen eine gestärkte und resiliente Wirtschaft in Europa. mr available to the target groups. Through the planned knowledge transfer formats and events, new networks can be established andsynergyeffectswithpartners realized. Thus, in the long term, a strengthenedand resilient Europeaneconomywill emergewith the helpof a sovereign data and infrastructure ecosystems. mr URANOS GAIA-X für die Wirtschaft URANOS GAIA-X für die Wirtschaft Literatur: APPELRATH, H.-J./KAGERMANN, H./KRCMAR, H. (HRSG.): FutureBusiness Clouds. EinBeitragzumZukunftsprojekt InternetbasierteDienste für dieWirtschaft (acatechSTUDIE),München: HerbertUtzVerlag2013. BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ENERGIE (BMWI) (HRSG.): Das Projekt GAIA-X – Eine vernetzte Dateninfrastruktur alsWiege eines vitalen, europäischen Ökosystems. Berlin, Oktober 2019. https://www.bmwk.de/ Redaktion/DE/Publikationen/Digitale-Welt/das-projekt-gaia-x.pdf?__blob=publicationFile&v=18 (Link zuletzt geprüft: 30.09.2022) BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ENERGIE (BMWI) (HRSG.): Gaia-X: Driver of Digital Innovation in Europe – Featuring the Next Generation of Data Infrastructure. Berlin, 2020. BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND KLIMASCHUTZ (BMWK) (HRSG.): Predict Machines (PdM). https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/ Digitale-Welt/GAIA-X-Use-Cases/predict-maschines-pdm.html (Link zuletzt geprüft: 30.09.2022) [=2022a] BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND KLIMASCHUTZ (BMWK) (HRSG.): Supply Chain Collaboration in a Connected Industry. https://www.bmwk. de/Redaktion/DE/Artikel/Digitale-Welt/GAIA-X-Use-Cases/supply-chain-collaboration-in-a-connected-industry.html (Link zuletzt geprüft: 30.09.2022) [=2022b] GAIA-X EUROPEANASSOCIATION FOR DATA AND CLOUDAISBL (HRSG.): GAIA-XFEDERATIONSERVICES (GXFS)WHITEPAPER–GAIA-XECOSYSTEM KICKSTARTER. Brüssel, 01.12.2021. GUDENKAUF, S.; STEFFENS, U.; USLAR,M.; JOSEFIOK,M.; GÖRING, A.; NORKUS, O.; ROHDE, J.: FutureBusinessClouds –EinBeitragzumZukunftsprojekt InternetbasierteDienste für dieWirtschaft. Hrsg.: H.-J. Appelrath; H. Kagermann; H. Krcmar. acatech,München, Januar 2014. https://www.acatech.de/publikation/ future-business-clouds-ein-beitrag-zum-zukunftsprojekt-internetbasierte-dienste-fuer-die-wirtschaft/download-pdf?lang=de (Linkzuletzt geprüft: 30.09.2022) OTTOB.;TENHOMPELM.;WROBELS.:DesigningDataSpaces–TheEcosystem ApproachtoCompetitiveAdvantage.Springer,Cham[u.a.]2022. Rusche, C.: Einführung inGaia-X–Hintergrund, ZieleundAufbau. IW-Report; Nr. 10/21. Köln 15.03.2022. https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Report/ PDF/2022/IW-Report_2022-Einf%C3%BChrung-Gaia-X.pdf SCHIEFERDECKER, I.;MARCH, C.: Digitale InnovationenundTechnologiesouveränität. In:Wirtschaftsdienst 100(2020)13, S. 30–35. https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2020/heft/13/beitrag/digitale-innovationen-und-technologiesouveraenitaet.html (Linkzuletzt geprüft: 30.09.2022) Funding from the Federal Ministry of Education and Research (BMBF). Funding period 01.10.2022 to 30.09.2024. Project Title: Untersuchung von Anforderungen, Lösungsmustern und Methoden zur Befähigung produzierender Unternehmen für GAIA-X (URANOS-X) Funding/Promoters: German Federal Ministry of Education and Research (BMBF); Project Management Agency Karlsruhe – PTKA Associated Partners: Universität Paderborn; Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik (IEM); OFFIS – Institut für Informatik Funding no.: 02J21D001 Website: uranos-x.fir.de
FOCUS – BEST PRACTICES 14 / UdZ 032.22
UdZ 03.22 / 15 Twin-Transition: Digitalisierung und Nachhaltigkeit Hand in Hand Digitalization and Sustainability Hand in Hand 2
FOCUS – BEST PRACTICES 16 / UdZ 03.22 What Impact is Climate Change Already Having on our Economy Today? Anyone who wanted to travel by train from London to York on 19 July 2022 had to switch to the evening hours. Due to the unprecedented heatwave in the UK of over 40 degrees Celsius, the rail network was unusable and traffic had to be significantly reduced. The infrastructure is designed to operate in a window of 45 degrees Celsius, which in southern England equates to -10 degrees Celsius to 35 degrees Celsius.1 It is not only here, and recent events in particular show this, that the consequences of climate change are being clearly felt. Since 1880, the earth has already warmed by 1.2 degrees Celsius2 and the temperature continues to rise every year. After energy producers, industry is the second largest source of greenhouse gas emissions. It therefore has a responsibility to reduce its ecological footprint. Inevitably, the question arises to what extent constant economic growth in the current style is compatible with the principles of sustainability and with a habitable planet. Infinite growth will not be possible with the earth‘s limited resources. How do we Value Corporate Sustainability? The EU Taxonomy Does your company havemore than 500 employees? Then you are already affected by the reporting obligations and must carry out an EU taxonomy compliance check that includes your turnover and, if applicable, your capital expenditure. From 2024, this limit is set to drop to 250 employees, 20million euros in turnover or 40 million euros in total assets, meaning that only small and medium-sized companies will be exempt from the reporting requirements. The EU taxonomy uses the six environmental targets shown in Figure 1 (see p. 9) to assess how sustainably a company operates. What Really Counts? The Materiality Analysis Provides Orientation How can you now make a significant contribution to the environmental goals? You probably already have some projects underway and would like to investigate whether you can are on the right track with this. A materiality analysis Wie wirkt sich der Klimawandel schon heute auf unser Wirtschaften aus? Wer am 19. Juli 2022mit demZug von London nach York fahren wollte, musste auf die Abendstunden ausweichen. Aufgrund derbeispiellosenHitzewelle inGroßbritannienmitüber40Grad Celsius war das Schienennetz nicht mehr nutz-bar und der Verkehrmussteerheblicheingeschränktwerden.Die Infrastruktur ist darauf ausgelegt, in einer Temperaturspanne von 45 Grad Celsius zu operieren, was in Südengland -10 Grad Celsius bis 35 Grad Celsius entspricht.1 Nicht nur hier, und das zeigen gerade die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit, sind die Folgen des Klimawandels deutlich spürbar. Seit 1880 hat sich die Erde bereits um 1,2 Grad Celsius erwärmt2 und die Temperatur steigt jährlich weiter. Die Industrie stellt nach den Energieerzeugern den zweit-größten Verursacher von Treibhausemissionen dar. Sie steht damit in der Verantwortung, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Unausweichlich ist die Frage, inwiefern ein konstantes Wirtschaftswachstum im aktuellen Stil mit den Nachhaltigkeitsprinzipien und mit einem bewohnbaren Planeten vereinbar ist. Ein unendliches Wachstum wird mit den begrenzten Ressourcen der Erde nicht möglich sein. Wie bewerten wir Nachhaltigkeit in Unternehmen? Die EU-Taxonomie Hat Ihr Unternehmenmehr als 500 Beschäftigte? Dann sind Sie bereits von den Berichtspflichten betroffen und müssen eine EU-Taxonomie-Konformitätsprüfung durchführen, die Ihren Umsatz und gegebenenfalls Ihre Investitionsausgaben umfasst. Ab 2024 soll diese Grenze auf 250 Beschäftigte, 20Millionen Euro Umsatz oder 40 Millionen Euro Bilanzsumme sinken, sodass nur noch kleine und mittlere Unternehmen aus der Berichtspflicht ausgenommen sein werden. Wie nachhaltig ein Unternehmen wirtschaftet, bewertet die EU-Taxonomie mithilfe der in Bild 1 (s. S. 9) dargestellten sechs Umweltzielen. Was zählt wirklich? DieWesentlichkeitsanalyse bietet Orientierung Wie können Sie nun einen wesentlichen Beitrag zu den Umweltzielen leisten? Wahrscheinlich haben Sie bereits einige Projekte in der Umsetzung und möchten untersuchen, ob Sie damit auf demrichtigenWeg sind. EineWesentlichkeitsanalyse 1 s. Tagesschau-Redaktion 2022 2 s. Umweltbundesamt 2022 1 s. “Tagesschau” editorial office 2022 2 s. Umweltbundesamt [Federal Environment Agency Germany] 2022
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