UdZ 3-2014
10 Unternehmen der Zukunft 3/2014 UdZ FIR-Forschungsprojekte ServSync: Servicesynchronisation mittels Takt Entwicklung eines Konzepts zur Synchronisation der Erstellungsprozesse von technischen Dienstleistungen Im Forschungsprojekt „ServSync“ wird ein Ansatz zur Produktivitätssteigerung bei tech- nischen Dienstleistungen entwickelt. ImKern des Forschungsvorhabens steht die Entwicklung eines Konzepts zur Synchronisation der Erstellungsprozesse von technischen Dienstleistungen mittels Taktung. Dieses Konzept wird es kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ermögli- chen, ihre spezifischen Prozesse der Dienstleistungserbringung zeitlich und inhaltlich optimal aufeinander abzustimmen und die Produktivität zu steigern, ohne in ein teures Planungs- und Steuerungssystem investieren zu müssen. Das Projekt ServSync wird über die AiF im Rahmen des Förderprogramms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung und -entwicklung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit dem Förderkennzeichen 17743N gefördert. Gerade kleine und mittlere Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Ressourcen opti- mal auszulasten. Dabei lohnen sich aufwendige Maßnahmen zur Arbeitsorganisation häufig nicht. Eine streng getrennte Arbeitsteilung, z. B. in Form eines Konzepts zur Industrialisierung der Arbeit, scheitert meist schon im Ansatz. Dennoch lassen sich moderne Konzepte der Arbeitsorganisation auch auf Unternehmen übertragen, die vermehrt mit schwer planbaren oder häufig wechselnden Aufgaben konfron- tiert werden. In der Praxis finden sich zahlreiche Beispiele für Unternehmen unterschiedlicher Branchen, in de- nen das Prinzip der Taktung auf einzelne Bereiche des Services und der Instandhaltung erfolg- reich angewendet wurde. Bei einem Versicherer hat die Einführung von Zykluszeiten für die ein- zelnen Arbeitsschritte in Verbindung mit einer Umstrukturierung der Geschäftsprozesse zu einer Reduzierung der Durchlaufzeit um bis zu 84 Prozent geführt [1]. Im Straßenbau wurde der Prozess zunächst auf Engpassressourcen untersucht. Dabei wurde der Straßenfertiger als Engpassressource im Prozess identifiziert. In einem nächsten Schritt wurden die Prozesse auf die Leistung dieser Ressource abgestimmt. So wurde beispielsweise die Anlieferung von Asphalt getaktet, um sicherzustellen, dass im- mer genau die richtige Menge an Rohmaterial für den Straßenfertiger verfügbar ist. Ein ent- sprechender Fahrplan mit Soll- und Ist-Zeiten für die Be- und Entladung half bei der Koordination der verschiedenen Akteure. Als Ergebnis konnte die Arbeitsproduktivität des Straßenfertigers um 67 Prozent erhöht werden, da die Wartezeiten weitgehend eliminiert wurden [2]. Weitere Beispiele finden sich in der Wartung und Instandhaltung von Flugzeugen. Dabei sind zwei gegensätzliche Anforderungen zu erfüllen: Zunächst soll die Verfügbarkeit eines Flugzeugs zum Transport von Passagieren so hoch wie möglich liegen. Auf der anderen Seite bestehen erhebliche Sicherheitsanforderungen an die Ausführung der Instandhaltungsarbeiten, aber auch an die Dokumentation. Vor die- sem Hintergrund werden die Arbeiten in der Flugzeuginstandhaltung in Teilschritte von maximal vier Stunden zerlegt. Dies ist genau die Arbeitszeit, die ein Mitarbeiter ohne Pause und längere Unterbrechung am Stück arbeiten darf. Eine größere Unterbrechung und anschlie- ßende Wiederaufnahme der Tätigkeit stellt ein Sicherheitsrisiko dar, welches durch diese Vorgehensweise eliminiert wird. Zur Organisation der Arbeit werden die Arbeitspakete jeweils in Taktfenster von vier Stunden einsortiert. Dadurch bestimmt sich automatisch die zu leistende Arbeitsmenge pro Taktzeit. Durch dieses Vorgehen konnte die Durchlaufzeit bei bestimmten Wartungsarbeiten um bis zu 27 Prozent reduziert werden [3]. Zusammenfassend lässt sich aus den Praxis- beispielen erkennen, dass durch die taktbasierte Synchronisation verschiedene Ziele realisiert werden können. Dazu gehören die Reduzierung von Wartezeiten und Durchlaufzeiten und die Erhöhung von Termintreue und Auslastung von Ressourcen. Die Entscheidung, wie und in welcher Form es sinnvoll ist, ein Taktkonzept für die Organisation industrieller Dienstleistungserbringung zu nutzen, hängt allerdings von verschiedenen Faktoren ab. Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden diese Faktoren untersucht. Dabei wurde ermittelt, welche Auswirkung die verschiedenen Faktoren auf die Dienstleistungserbringung und ein Taktkonzept haben und in welchem Umfang sie vom Unternehmen beeinflusst werden kön- nen. Einen großen Einfluss hat beispielsweise der externe Faktor (der Kunde). Da dieser an der Leistungserbringung industri- eller Dienstleistungen häufig aktiv beteiligt ist und selbst Ressourcen in den Prozess einbringt, Projekttitel ServSync Projekt-/ Forschungsträger BMWi; AiF Förderkennzeichen 17743 N Projektpartner KSA Kubben + Steinemer GmbH & Co. KG; Forum Vision Instandhaltung (FVI) e. V.; KVD Kundendienst-Verband Deutschland e.V.; GreenGate AG; Autohaus Piper GmbH & Co. KG Aachen; Top Mehrwert-Logistik GmbH & Co. KG; Peter Amshoff Treppenbau; Franz Fabry KG Ansprechpartner Dipl.-Wirt.-Ing. Philipp Jussen Internet forschungsprojekte. fir.de
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