UdZ 3-2013

34 Unternehmen der Zukunft 3/2013 UdZ Dienstleistungsmanagement RhePort 21: Neue Chancen für eine bessere Rheuma- versorgung im 21. Jahrhundert Aufbau und Betrieb einer medizinischen Community für Ärztinnen und Ärzte, Patientinnen und Patienten sowie Angehörige Ziel von RhePort 21 ist unter Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien die Bildung eines sektorübergreifenden Netzwerks zur Verbesserung von Effektivität und Effizienz der rheumatologischen Versorgung. Hierdurch wird eine frühzeitige Diagnose und Therapie rheumatologischer Krankheiten ermöglicht, durch die funktionelle und strukturelle Schäden am Bewegungssystem und krankheitsbedingte Komorbiditäten sowie daraus resultierende Kosten für das Versorgungssystem vermindert werden. Die Umsetzung soll zunächst in der Stadt/Städteregion Aachen sowie den angrenzenden Kreisen Düren, Heinsberg und Mönchengladbach erfolgen. Das Vorhaben wurde im Rahmen des aus dem EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) ko-finanzierten Operationellen Programms für NRW im Ziel „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung" 2007 – 2013 ausgewählt. Aufgrund ihrer Häufigkeit, Chronizität und Scha- densentwicklung sind rheumatische Erkrankungen für die Patientinnen und Patienten sowie für die Gesellschaft eine erhebliche Belastung. Circa 2 Prozent der Bevölkerung sind von einer chronischen, entzündlich-rheumatischen Krank- heit betroffen. Rheumatische Krankheiten zeichnen sich durch eine unterschiedliche Ge- schlechterverteilung zu Ungunsten der weiblichen Bevölkerung aus. Die häufigsten rheumatischen Krankheiten sind die Rheumatoide Arthritis und die verschiedenen Spondylarthritiden. Bei der rheuma- toiden Arthritis ist das Verhältnis erkrankter Frauen zu Männern ca. 3 zu 1, bei der systemischen Sklerose und demSjögren-Syndrom8 bis 20 zu 1 [1]. Darüber hinaus gibt es weitere geschlechtsspezi- fische Unterschiede: Bei der rheumatoiden Arthritis ist die Symptomatik bei Frauen schwerer als bei Männern. Die stärkeren Funktionseinschränkungen führen bei Frauen zu deutlicheren Problemen im privaten und beruflichen Umfeld. Zudem errei- chen Frauen mit Rheumatoider Arthritis unter der Therapie seltener eine Remission als Männer [1]. Die volkswirtschaftlichen Folgekosten rheu- matischer Erkrankungen sind erheblich. So sind im ersten Krankheitsjahr 76 Prozent der Patientinnen durchschnittlich 8 Tage pro Monat arbeitsunfähig geschrieben. Eine Frühberentung tritt bei 25 – 42 Prozent der Betroffenen in den ersten 4 Krankheitsjahren ein, welche sich mit zunehmender Krankheitsdauer (8 – 10 Jahre) auf 43 – 85 Prozent steigert. Aus gesellschaft- licher Perspektive belaufen sich die indirekten jährlichen Kosten durch Produktivitätsausfall in den ersten drei Jahren auf ca. 10.600 Euro pro Person [1]. Je später eine Therapie einsetzt, umso schwieriger ist sie zu gestalten, und folg- lich ist sie teurer. So belaufen sich die Kosten allein für Medikamente auf ca. 20.000 Euro/ Jahr, von den hohen Kosten für Operationen und deren Folgekosten ganz abgesehen. Die Diagnose rheumatischer Krankheiten er- folgt oft spät. So dauert es nach den Daten der Kerndokumentation durchschnittlich 1,1 Jahre vom Beginn der ersten Beschwerden bis zur Diagnosestellung einer rheumatoiden Arthritis. Häufig treten aber gerade während der frühen Er- krankungszeit, besonders bei Frauen, erste, gra- vierende, irreparable Krankheitsschäden auf [4]. Viele entzündlich-rheumatische Krankheiten sind heute – obwohl nicht heilbar – gut behandelbar. Je frühzeitiger eine Therapie einsetzt, umso besser sind die Chancen, den heilungsähnlichen Zustand zu erreichen und die persönlichen Krankheitsfolgen zu verhindern oder wenigstens zu mindern und die Folgekosten deutlich zu senken [2]. Mit den heutigen Therapiemöglichkeiten kann z. B. die Rheumatoide Arthritis in mehr als der Hälfte der Fälle weitgehend zum Stillstand gebracht werden [3]. Es kommt somit der Frühdiagnose und der früheren und kontinuierlichen Therapie eine große Bedeutung zu. Wichtige Gründe für die verzögerte Diagnose und unzureichende Therapie sind: • Geringe Bekanntheit dieser Krankheiten, ih- rer spezifischen Symptome und ihrer Folgen (gilt für Bevölkerung & Primärversorger), • oft späte rheumatologische Versorgung auf- grund von Fachärztinnen- und Fachärzte- mangel, • unzureichende Priorisierung und Organisation der Überweisung, • diskontinuierliche Langzeitbetreuung. Ziel des Projekts ist unter Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien: • die entzündlich-rheumatischen Erkrank- ungen früher zu diagnostizieren, eine effek- tive Therapie rascher zu beginnen und mit- tels eines koordinierten Akutmanagements die Krankheitsaktivität im Verlauf zu mini- mieren, Projekttitel RhePort21 Projekt-/ Forschungsträger ETN; EFRE; MGEPA Förderkennzeichen 005-GW02-075B Projektbeteiligte Franziskus Kliniken gGmbH, Betriebsteil Rheumaklinik Aachen; FIR e. V. an der RWTH Aachen; MUL Systems GmbH; Universitätsklinikum Aachen, Geschäfts- bereich IT/Direktion Ansprechpartner Dipl.-Wirt.-Ing. Arno Schmitz-Urban Internetseite www.rheport21.de

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