UdZ 3-2012

8 Unternehmen der Zukunft 3/2012 UdZ Dienstleistungsmanagement iNec: Herausforderungen des demografischen Wandels mittels Experten-Communitys managen Einsatz von Social Media zur Sicherung von Innovationspotenzialen im Unternehmen Die dargestellte Entwicklung (siehe Bild 1, S. 9) ist vor allem bei hochqualifizierten Fachkräften besonders gravierend. Da insbesondere diese hochqualifizierten Fachkräfte Träger eines wesent- lichen Leistungs- und Innovationspotenzials sind, droht durch den Fachkräftemangel ein merklicher Innovationsrückgang. Speziell wissensintensive Unternehmen und Unternehmensbereiche, wie sie beispielsweise in der Dienstleistungswirtschaft in hoher Zahl vorhanden sind, stehen vor diesem Problem. Die Frage, wie dem zu erwartenden Wissensverlust entgegengewirkt werden soll, kann derzeit nicht zufriedenstellend beant- wortet werden. Neben der sich anbahnenden Ruhestandswelle sind zudem neue Arbeitszeit- und Beschäftigungsmodelle etabliert worden. Aufgrund neuer Erwerbsbiographien, die bei- spielsweise durch Erziehungszeit, Elternteilzeit u. a. hervorgerufen werden, kommt es nun immer öfter zum regelmäßigen, temporären Ausscheiden von Mitarbeitern aus dem Unternehmen. Dieses Ausscheiden sowie eine zunehmende Internationalisierung können den Austausch unter den Mitarbeitern und damit auch den Wissens- und Erfahrungstransfer erheblich erschweren. Auch diese Entwicklung kann sich deutlich negativ auf die Innovationsfähigkeit auswirken. Vor diesem Hintergrund ergeben sich für Unter- nehmen erhebliche Veränderungsbedarfe bzw. Anforderungen an neue Organisations- und Arbeitsformen und das kulturelle Selbstverständnis. So muss gerade die Vernetzung auf der persön- lichen Ebene als essenzieller Erfolgsfaktor für die Innovationskraft von Unternehmen in Zukunft gesichert sein. Der für Innovationen notwendige Die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens bestimmt maßgeblich dessen wirtschaftlichen Erfolg. So zeigt sich, dass innovative Unternehmen wirtschaftlich deutlich erfolgreicher sind als Unternehmen, deren Innovationsfähigkeit nicht so stark ausgeprägt ist. Demnach bildet eine hohe Innovationskraft die Grundlage für langfristigen Erfolg. Innovationen entstehen dabei zu einem erheblichen Teil durch persönliche Vernetzung von Mitarbeitern, die nicht nur innerhalb ihrer Abteilungen, sondern auch darüber hinaus bewusst oder unbewusst ihre Erfahrungen, Ideen und ihr Wissen über Kunden oder Produkte austauschen, diskutieren und immer wieder zu neuen Lösungsideen verknüpfen. Allerdings führt die derzeitige Weiterentwicklung unserer Gesellschaft immer mehr dazu, dass die angesprochenen personengebundenen Vernetzungen aufbrechen. Sowohl die demografische Verschiebung als auch neue Formen der Arbeit werden in den kommenden Jahren die Erwerbsbiografien grundsätzlich verändern. Das wird eine immer stärkereAuflösung traditioneller Formen desMiteinanders und der Vernetzung in der Arbeitswelt zur Folge haben. Durch eine Ruhestandswelle aufgrund des Ausscheidens demografisch starker Jahrgänge aus dem aktiven Berufsleben wird dieser Trend in den nächsten Jahren dramatisch verschärft. Das Forschungsvorhaben iNecwird ausMittelndes Bundesministeriums für Bildungund Forschung (BMBF) und aus dem Europäischen Sozialfond der EuropäischenUnion (ESF) gefördert. Projekttitel iNec Projekt-/ Forschungsträger BMBF, ESF, DLR, Europäische Union, Förderschwerpunkt Innovationsfähigkeit im demografischen Wandel Förderkennzeichen 01HH11044 Projektpartner GEA Farm Technologies GmbH, IntraWorlds GmbH, Human- Computer Interaction Center der RWTH Aachen (HCIC) Ansprechpartner Dipl.-Wirt.-Ing. Arno Schmitz-Urban Internet www.projekt-inec.de Austausch von Informationen und Kenntnissen, die Verknüpfung von unterschiedlichem Wissen sowie der Austausch und die kritische Diskussion gelten als entscheidende Erfolgsfaktoren für die Kreativität in Unternehmen und müssen auch in neuen Erwerbsbiografien ermöglicht werden. Die Integration neuer Modelle des Lernens im Arbeitsprozess und im sozialen Umfeld in die Arbeits- und Organisationsgestaltung bilden dabei einen vielversprechenden Ansatz zur Stärkung der Innovationspotenziale im demografischen Wandel auf den Ebenen von Individuum und Betrieb. Dazu kann das Konzept der sozialen Netze und Communitys angewendet werden, welches einen innovativen Ansatz zur Bewältigung der Herausforderungen darstellt. Reale, soziale Netze werden hierbei mithilfe von virtuellen Netzwerken durch Communitys ersetzt. Unter einer Community wird eine Gemeinschaft recht- lich unabhängiger Teilnehmer verstanden, die ein gemeinsames Ziel verfolgt. Zentrale Bestandteile dieser Interaktionsform sind die Erstellung und der Austausch von Leistungen durch Kommunikation über Technologien des Web 2.0, beispielsweise über Chats, Blogs, semantische Suche, soziale Verknüpfungen etc. Die Inhalte und Funktionalitäten einer Community können Vertrauen schaffen und somit eine emotionale, loyale Bindung zwischen den Teilnehmern und gegenüber ihren Leistungen erzeugen. Dabei stellt die bloße Anwendung dieser neuen Formen sozialer Vernetzung keine ausrei- chende Neuerung dar; wichtig sind vor allem der zielgerichtete und zweckmäßige Einsatz sowie die Entwicklung von Modellen für die Verschränkung von Lernen im Weiterbildungssystem mit diskonti- nuierlichen Erwerbsbiographien.

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