UdZ 3-2011

63 Unternehmen der Zukunft 3/2011 UdZ die aktuellen Herausforderungen und Best Practices im Service austauschen und ihr Methoden-Know- how erweitern können. Zielsetzung des siebten Roundtable-Treffens in Voerde war es daher, die im Servicenetzwerk des Windenergiesektors bestehenden Infor- mationsbedarfe bezüglich der Planung von Ersatz- teilbeständen zu identifizierenden Probleme bei der Weitergabe dieser Informationen zu ermitteln und mögliche Lösungsvorschläge hierfür zu identifizie- ren. Das Betrachtungsobjekt „Servicenetzwerk“ umfasst dabei alle für die Anlageninstandhaltung relevantenMarktakteure vomBetreiber der Anlage über Hersteller, Zulieferer, reine Servicedienstleister (Independent Service Providers) und wichtige Supportfunktionen wie Logistikunternehmen oder Versicherungen (siehe Abbildung 1. S. 62). Um die angestrebte Zielsetzung zu erreichen, wurde ein Workshop mit fünf Arbeitsschritten durchgeführt. Zu diesem Zweck wurden zwei Arbeitsgruppen gebildet, an denen jeweils ein Vertreter der im Servicenetzwerk relevantenUnternehmen teilnahm. In einem ersten Schritt wurde von den Teilnehmern erarbeitet, welcher Partner im Servicenetzwerk welche Informationen zur optimalen Planung seiner Ersatzteilbestände benötigt und von wel- chem Partner diese Informationen theoretisch bereitgestellt werden könnten. Eine zentrale Erkenntnis hierbei war, dass die verschiedenen anwesenden Unternehmen, die auf derselben Wertschöpfungsstufe stehen, auch identische Informationsbedarfe haben. So herrschen bei den Zulieferern Informationsdefizite bezüglich der geplanten Bedarfe der Kunden und es feh- len Informationen über die installierte Basis, wie beispielsweise die Standorte der Anlage oder die Betriebsbedingungen, unter denen die Anlage läuft. Des Weiteren hat sich herausgestellt, dass mitun- ter eine hohe Komplexität der Informationsflüsse besteht, die durch Interdependenzen zwischen den Informationen erzeugt werden. Beispielsweise kann ein OEM seine Lieferanten nur mit Bedarfsinformationen versorgen, wenn er wie- derum im Vorfeld von seinem Lieferanten über generelle Ausfallhäufigkeiten der Komponenten informiert wird. Dieser Schritt findet in der Praxis jedoch nur selten statt, sodass die Qualität der weitergegebenen Bedarfsinformationen ausbau- fähig bleibt. Im zweiten Schritt des Workshops galt es, die identifizierten Informationsbedarfe anhand ge- eigneter Kriterien und zugehöriger Ausprägungen dieser Kriterien tiefergehend zu beschreiben, um die Informationen besser greifbar zu machen und ein gemeinsames Verständnis über die Informationen innerhalb der Gruppe zu schaffen. Als relevante Kriterien wurden hier beispielsweise das Medium, durch das die Information übermit- telt wird, oder die Vertraulichkeit der Information erarbeitet. Mithilfe der Kriterien zur detaillierten Beschreibung der Informationen wurde in Schritt drei des Workshops eine Bewertung der benötigten Informationen vorgenommen. Hierbei stellte sich heraus, dass insbesondere das Kriterium der Vertraulichkeit entscheidend dafür ist, ob für die Planung relevante Informationen innerhalb des Servicenetzwerks weitergegeben werden können oder nicht. Dies ist beispielsweise bei den Betriebs- und Lebenszyklusdaten einzelner Anlagen der Fall. Mit den so gewonnenen Erkenntnissen wurde in Schritt vier eine Priorisierung der be- nötigten Informationen vorgenommen, um für die anschließende Diskussion über Probleme und Lösungsansätze eine gezielte Auswahl der besonders wichtigen Informationen vornehmen zu können. Im letzten Schritt des Workshops wurden die zuvor als besonders relevant identi- fizierten Informationen herausgegriffen und es wurde darüber diskutiert, wo genau die Probleme bei der Weitergabe der Information liegen und wie mögliche Lösungsansätze aussehen können. So stellen die von den Zulieferern benötigten Daten bezüglich der Betriebsbedingungen ver- trauliche Informationen dar, die sich zwar im Besitz des Anlagenherstellers befinden, von diesem aber nicht weitergegeben werden kön- nen, da sie rechtliches Eigentum des Betreibers der jeweiligen Anlage darstellen. Als mögliche Lösungsansätze wurden eine gemeinsame Auswertung der Daten oder die Unterzeichnung von Geheimhaltungsvereinbarungen zwischen den drei betroffenen Parteien – Anlagenbetreiber, Hersteller, Zulieferer – erarbeitet. Literatur [1] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) : Erneuerbare Energien in Zahlen – Nationale und internatio- nale Entwicklungen, Juli 2011. [2] Richtlinie 2009/28/EG des Europäischen Parlaments unddes Rates vom23. April, Abrufbar unterwww.eur-lex.europa.eu, Stand:30.08.2011. Weiterbildung und Veranstaltungen

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