FOCUS – BEST PRACTICES 16 / UdZ 02.22 Industrie 4.0 ist der Kernbegriff und das prominente Zielbild für die heutige Projektlandschaft rund um die Digitalisierung von Produktionen. Auch das FIR ist ein ehrgeiziger Akteur in der Demonstration von Anwendungsfällen, der Aufbereitung von individuellen Maßnahmen und demManagement der daraus resultierenden Komplexität. In der Produktionspraxis steckt die Industrie 4.0 jedoch noch in den Kinder- schuhen. Die Realisierungen erfordern eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit den Themen Organisation, Prozessen, Systemlandschaft und Technologie. Daher wird die Umsetzung konkreter Anwendungsfälle oftmals auf klar abzugrenzende und überschaubare Einflussbereiche reduziert, um einen ersten Mehrwert sowohl schnell als auch kontrollierbar zu erzielen. DiesesVorgehenbietet sichan, daespräzisezubeschreibenund klar zu projektieren ist. Allerdings führt es sehr häufig zum sogenannten „Project Purgatory“, demFegefeuer für Prototypen. Dies ist eine Umschreibung dafür, dass realisierte Leuchtturmprojekte sich gut zur Demonstration der Machbarkeit eignen, allerdings von umliegenden Anwendungsfällen abgekapselt sind. Folglich existiert das Digitalisierungsprojekt als Insel in der Systemlandschaft, wo es nur einen begrenzten Nutzen schafft und es zur weitreichenderen Integration im Unternehmen zusätzlicher Aufwände bedarf. Die naheliegende Lösung liegt in der Erstellung einer digitalen Plattform als fruchtbarer Basis für die zu entwickelnden Industrie-4.0-Anwendungsfälle. Die Aufgabe dieser Plattform besteht darin, Anwendungsfälle in ein einheitliches Rahmenwerk zu überführen, sodass Verknüpfungen und Integrationen einfach zu bewerkstelligen sind. Der Markt bietet bereits umfassende Lösungen solcher Plattformen im Rahmen komplexer Ökosysteme für Funktionen und Daten. Warum eine solche Lösung jedoch nicht in jedem Falle sinnvoll für ein produzierendes Unternehmen ist, wird bezüglich der Anforderungen von Industrie 4.0 deutlich. Der Begriff „Industrie 4.0” wurde bereits 2011 auf der Hannover Messe geprägt und beschreibt die Vision für die Zukunft der industriellen Produktion. Im Kontext der Digitalisierung erfordert sie laut BMWK eine datenbasierte Entscheidungsfindung, eine Flexibilität gegenüber kurzfristigen Änderungsbedarfen und eine Wandelbarkeit hinsichtlich individualisierter undneuer Anwendungsfälle.1 Für die Systeme und Prozesse der Produktionen lassen sich Anforderungen hinsichtlich der dafür notwendigen IT-Architektur ableiten: Datenorientiertheit und – zur Wahrung der Flexibilität – systemische Entkopplung. Eine systemische Entkopplung dient dazu, mit geringemAufwand stellenweise Änderungen durchführen zu können, ohne das Gesamtsystem zu stören. Hier lässt sich ein Problem für den Einkauf umfassender Systemlösungen erkennen: Während der Einkauf von komplexen Drittsystemen, die (heutzutage oftmals) in ein ÖkosystemdesSystemanbietersintegriertsind,erheblicheAuf- Industrie4.0 is thecore termand thekeygoalwithin today's project landscape when it comes to the digitalization of production. FIR is an ambitious player in demonstrating Industrie 4.0 use cases, preparing individual measures, and managing the resulting complexities. In production practice, however, Industrie 4.0 is still in its infancy. Implementations require an interdisciplinary approach involving the topics of organization, processes, systems landscape, and technology. Therefore, the implementation of specific use cases is often reduced to clearly delineated and manageable areas of influence in order to achieve initial added value both quickly and in a controlled manner. This approach is useful as it allows a precise description and clear project planning. However, it very often leads to what has been termed “project purgatory” for prototypes. This means that implemented lighthouse projects are well suited to demonstrate feasibility, but are isolated from other use cases. Consequently, the digitalization project exists as an “island” in the systems landscape, generating limited value only and requiring additional effort when it comes to the wider integration across the enterprise. The obvious solution is to create a digital platform as a basis for the Industrie 4.0 use cases to be implemented. The task of this platform is to transfer use cases into a uniform framework so that crosslinks and wider integration are easy to manage. The market already offers comprehensive platform solutions as part of complex ecosystems for functions and data. However, the reason why such a solution only makes limited sense for a manufacturing company becomes clear when looking at the requirements of Industrie 4.0. The term Industrie 4.0 was coined as early as 2011 at the Hanover Trade Fair and describes a vision for the future of industrial production. According to the Federal Ministry for Economic Affairs and Climate Action (BMWK), in the context of digitalization, Industrie 4.0 requires data-based decision-making, flexibility in the face of short-term change requirements, and adaptability with regard to new and specifically tailored use cases.1 For the systems and processes 1 s. BMWK u. BMBF 2022 1 BMWK u. BMBF 2022
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