UdZ 2-2014

16 Unternehmen der Zukunft 2/2014 UdZ Sense & React: Kontextbasierte Informationen Während Smart.NRW (siehe Projektkasten auf S. 15) und Smart Logistic Grids (ebd.) vor allem logistische Fragestellungen berücksich- tigen, wird im Projekt Sense&React (ebd.) die Anwendbarkeit ereignisorientierter Systeme in der Produktion erforscht. Viele produzierende Unternehmen verfügen mittlerweile über verschiedene Sensorsysteme, zusätzlich liefert die Maschinen- und Betriebsdatenerfassung unterschiedliche Daten. Eine Aufbereitung der Daten findet allerdings in der Regel nicht statt, sodass zahlreiche Informationen verloren gehen; ferner erfolgt eine Weiterleitung an die unterschiedlichen Mitarbeiterrollen in der Fertigung nicht bedarfsgerecht. Stattdessen steht das Personal meist einer Informationsflut gegenüber, dessen Masse und komplexe Darstellungsform die kognitive Aufnahme überfordern. Um den Produktionsablauf unterstützen, Qualitätsprobleme vermeiden und schnell auf Störungen reagieren zu können, müssen die Daten auf Produktionsebene gesammelt, im jeweiligen Kontext analysiert und aggregiert an die Mitarbeiter weitergegeben werden. Eine Plattform setzt die Informationsweitergabe in Echtzeit um, eine interaktive Kommunikation mit den Mitarbeitern erfolgt über mobile Endgeräte oder Bildschirme direkt vor Ort. Der Vorteil der kontextbasierten Informations- versorgung erschließt sich aus dem fol- genden Beispiel: Der Mitarbeiter an der Fertigungsmaschine erhält an einem neben- stehenden Bildschirm Informationen über die zu erledigenden Fertigungsschritte und dazu notwendige Auftragsinformationen. Die Detaillierung der Informationen ist ab- hängig von der persönlichen Erfahrung. Tritt nun ein Fehler an der Maschine auf, wird der nächste freie Wartungsmitarbeiter über sein mobiles Endgerät informiert. Sobald er die defekte Fertigungsmaschine erreicht, wird seine Anwesenheit vom System erfasst. Der Wartungsmitarbeiter erhält detaillierte Informationen über mögliche Ursachen und den Aufenthaltsort benötigter Werkzeuge und Ersatzteile. Jegliche Arbeitsschritte werden also deutlich effizienter. Fazit Die Ereignisverarbeitung stellt ein neues Paradigma dar, um den sich aus der zuneh- menden Dynamik in vielen Bereichen der Produktion und der Logistik ergebenden Anforderungen zu begegnen. Sie erlaubt die Abkehr von der zeit- und kostenintensiven Detailplanung, die in der Ausführung teilweise starken Abweichungen ausgesetzt ist, und versucht stattdessen, das Produktions- oder Logistiksystem durch schnelle Reaktionen in einem stabilen Zustand zu halten. In Produktion und Logistik bildet sie somit einen wichtigen Baustein auf dem Weg zur vierten industriellen Revolution und dem Ziel „Losgröße 1“. Für die konkrete Umsetzung beschreibt die am FIR entwickelte fünfstufige Optimierungslogik ein Konzept, das in Echtzeit verfügbare Ist-Daten nutzt, um Szenarien für den weiteren Prozessablauf vorauszuberech- nen und intelligente Handlungsalternativen im Bedarfsfall sofort zur Verfügung stellen zu können. Dieser Ansatz wird zurzeit in mehre- ren Forschungsprojekten prototypisch umge- setzt und in groß angelegten Feldversuchen erprobt. Literatur [1] Scholz-Reiter, B.: Wandlungsfähige Pro- duktionssysteme. Berlin: GITO mbH Verlag, 2008, S. 161. [2] Manuj, I.; Mentzer, J. T.: Global supply chain risk management strategies. In: International Journal of Physical Distribution & Logistics Management 38(2008)3, S. 192 – 223. [3] Schuh, G.; Hering, N.; Lutz, T.: High Resolution Supply Chain Management: Collaborative- Planning in Supply-Chains auf Grundlage von Echtzeitinformationen, Jahrbuch Logistik 2013, S.110 – 115. FIR-Forschungsprojekte Dipl.-Inform. Christian Hocken, MBA (li.) FIR, Bereich Informationsmanagement Fachgruppe Informationstechnologiemanagement Tel.: +49 241 44705-503 E-Mail: Christian.Hocken@fir.rwth-aachen.de Sebastian Schmitz, M.Sc. (mi.) FIR, Bereich Informationsmanagement Fachgruppe Informationstechnologiemanagement Tel.: +49 241 44705-505 E-Mail: Sebastian.Schmitz@fir.rwth-aachen.de David Slabon, B.Sc. (re.) TOP Mehrwert-Logistik GmbH & Co. KG Manager Operations Tel.: +49 40 - 254 000 384 E-Mail: dslabon@top-mehrwert-logistik.de

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