UdZ 2-2014

14 Unternehmen der Zukunft 2/2014 UdZ Ereignisverarbeitung in Produktion und Logistik Vorberechnete Zustände als Basis für intelligente Handlungsalternativen Ereignisorientierte Systeme stellen ein neues Paradigma dar und ermöglichen eine Abkehr von der statischen Detailplanung sowie den hiermit einhergehenden Abweichungen wäh- rend der Ausführung. Unternehmen werden in die Lage versetzt, Prozesse besser umzu- planen und auf auftretende Störungen frühzeitig und umfassend reagieren zu können. Die am FIR entwickelte fünfstufige Optimierungslogik nutzt in Echtzeit verfügbare Ereignisse, um Risiken sowohl im Unternehmen als auch in der Supply-Chain vorauszuberechnen, in- telligente Handlungsalternativen vorzubereiten und so im Bedarfsfall schnell Maßnahmen einleiten und in einen stabilen Zustand zurückkehren zu können. Absatz- und Beschaffungsmärkte werden zu- nehmend dynamischer. Diese Veränderungen erfordern eine kürzere Time-to-Market sowie eine variantenreichere Fertigung. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sind in den letzten Jahren globale, dynamische Wert- schöpfungsnetzwerke entstanden, die durch komplexe logistische Netze geknüpft werden und eine Flexibilisierung der Produktion erst möglich machen. Mit der wachsenden Dynamik in vielen Bereichen der Produktion und der Logistik geht eine drastische Verkürzung des Planungshorizonts sowie eine gesteigerte Störungsanfälligkeit einher [1]. Die Möglichkeit, auf Ereignisse schnell und mit hoher Güte reagieren zu können, wird damit zu einer der wichtigsten Fähigkeiten moderner Wertschöpfungsnetzwerke [2]. Diese Anforderungen haben im FIR zur Entwick- lung des High-Resolution-Supply-Chain-Manage- ment(HRSCM)-Ansatzes geführt. HRSCM hat das Ziel, industrielle Wertschöpfungssysteme durch dezentrale, selbstoptimierende und kaskadierte Regelkreise in die Lage zu versetzen, sich selb- ständig an veränderte Rahmenbedingungen anpassen zu können [2]. Ermöglicht wird diese Vision durch die am FIR an der RWTH Aachen entwickelte fünfstufige Optimierungslogik, die durch vorberechnete Zustände eine schnelle Reaktion erst möglich macht. Die Grundlage der Optimierungslogik bilden Ist-Daten, die die Realität permanent in Echtzeit erfassen und für einen kontinuierlichen Abgleich zwischen Ist und Soll herangezogen werden. Der Ist-Soll-Abgleich ist Teil der Eingangsgrößen, die für die Simulation von Szenarien, also möglichen zukünftigen Zuständen, genutzt werden. Für jedes Szenario, das nicht dem erlaubten Korridor entspricht, werden Handlungsalternativen vor- bereitet und hinsichtlich ihrer Kosten und des zu erwartenden Nutzens bewertet. Beim Eintritt eines im Voraus berechneten Szenarios kann so die geeignetste Handlungsalternative herange- zogen und umgesetzt werden. Die Arbeiten zu High-Resolution-Supply-Chain- Management und der fünfstufigen Optimierungs- logik sind in einer Forschungsroadmap organi- siert, die den Themenkomplex in verschie- densten Bereichen und Branchen in sogenannten Lösungsbausteinen verprobt. Anwendung fin- den die Konzepte in den Bereichen Produktion und Logistik unter anderem in den nationalen Forschungsvorhaben Smart.NRW (siehe Projekt- kasten S. 15) und Smart Logistic Grids (ebd.) sowie in dem durch die Europäische Kommission beauf- tragten Projekt Sense & React (ebd.). Smart.NRW – Hochauflösende Informationen unterstützen eine hohe Warenverfügbarkeit Die Radiofrequenzidentifikation (RFID) gilt als Schlüsseltechnologie zur Erhöhung der Informationsdichte innerhalb logistischer Netz- werke. Durch das Aufbringen von RFID-Tags auf Ladungsträger können logistische Objekte kontaktlos durch Leseeinheiten identifiziert wer- den. Aktuell wird die RFID-Technologie allerdings zumeist nur zur Identifizierung von Paletten genutzt; einzelne Verkaufseinheiten werden da- gegen in der Regel nicht mit RFID-Tags versehen. Um hochaufgelöste Informationen entlang der gesamten Lieferkette zu erhalten, muss RFID auch auf Einzelverpackungsebene angewendet werden können. Hierdurch lassen sich Produkte über den Prozessschritt der Kommissionierung hinaus bis zur Bereitstellung und dem Verkauf der Ware im Markt nachverfolgen. Im Forschungsprojekt Smart.NRW wird daher der Einsatz von RFID auf Umverpackungsebene innerhalb einer FMCG(Fast-Moving-Consumer- Goods) -Supply-Chain erprobt, die sich von der Herstellung der Umverpackung über die Produktherstellung und die Kommissionierung beim Logistikdienstleister bis zum Großmarkt erstreckt. Das Vorhaben zielt auf die Einbringung von hochaufgelösten Informationen in die Planungs- und Steuerungsprozesse der Supply- Chain-Partner ab. Die gemeinsame Zielgröße des Konsortiums ist dabei die Reduktion der Bestände in der Supply-Chain bei gleichzeitiger Erhöhung der Warenverfügbarkeit für den Endkunden. Zwei Feldversuche, die mit RFID-etikettierter Ware in der echten Supply-Chain durchgeführt werden, FIR-Forschungsprojekte

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