UdZ 2-2012

16 Unternehmen der Zukunft 2/2012 UdZ Informationsmanagement SISE: Strukturierung des Informationsaustauschs in der technischen Produktdokumentation des Automobilbaus Wie Web-2.0-Technologien den technischen Redakteur bei der Informations- suche und -weitergabe unterstützen können Motivation und Problemstellung Durch die hohe Komplexität der Produkte der Automobilindustrie und den daraus resultie- renden starken Anstieg der Informationsmenge hat sich hier eine fast unüberschaubare Systemlandschaf t zur Organisation und Regulation der Informationsflüsse entwi- ckelt, die von den einzelnen Mitarbeitern kaum noch durchschaut wird (vgl. [3] ). D i e me is ten I nfo rmat i ons ob j ek te, wi e z. B. Schaltpläne, Baumuster und Stücklisten oder Einführungsschriften entstehen in der Entwicklungsphase und die darin enthaltenen Informationen werden nachfolgend in den ver- schiedenen Stufen der Wertschöpfungskette benötigt. Im Fall der Einführungsschrift eines Motors (eine Dokumentation, die eine allge- meine Beschreibung und Neuerungen enthält, die bei Einführung eines neuen Motors rele- vant sind) werden z. B. Beschreibungen über Bauzustand, Funktionen und Bauteile benötigt, die wiederum anderen Informationsobjekten zu entnehmen sind. Es gibt aber auch Informationen, wie besondere Hinweise bei Fehlern oder im Zusammenhang mit anderen Teilen, die in keinem Informationsobjekt ver- zeichnet sind und bei den Verantwortlichen einzeln nachgefragt werden müssen, sofern der technische Redakteur von der Existenz dieser Informationen zum Erstellungszeitpunkt überhaupt Kenntnis besitzt. Da die unterschiedlichen Informationsobjekte oft in verschiedenen Systemen abgelegt sind, fallen in der technischen Dokumentation teil- weise langwierige Such- und Sortierarbeiten an, deren Folge selten ein vollständig zusam- mengestellter „Informationskorb“ ist, d. h. eine Sammlung von Informationsobjekten, die alle nötigen Informationen enthalten. In den derzeit verwendeten Systemen ist es jedoch nur selten möglich, strukturiert Nachfragen Die Leistungsfähigkeit der Automobilbau-Branche beruht im Wesentlichen auf der effek- tiven Wissensgenese und -kommunikation in den Unternehmen und zwischen ihnen und den Zulieferern. Die zunehmende Komplexität der Produkte überträgt sich häufig auf die Informationsstrukturen, sodass das vorhandene Wissen und viele Informationen kaum für Mitarbeiter aller Wertschöpfungsstufen klar erkennbar und effizient nutzbar sind. Im Rahmen des Projekts SISE wird erforscht, wie die Möglichkeiten des Web 2.0 hier helfen können, um so eine Verbesserung desWissensaustauschs und eine Steigerung der Prozesseffizienz zu erreichen. Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und aus dem Europäischem Sozialfonds der Europäischen Union gefördert. Projekttitel SISE Projekt-/ Forschungsträger BMBF, DLR, ESF, EU Förderkennzeichen 01 PF 08025B Projektpartner Daimler AG, ISK (Institut für Sprach- und Kommuni- kationswissenschaft an der RWTH Aachen), MUL Services, reinisch AG, Universität Duisburg- Essen Ansprechpartner Dipl.-Wi.-Ing. Jan Henrik Dornberg Internet www.mediendidaktik. uni-duisburg-essen.de/ sise zu stellen und Kommentare abzugeben, die zu einem späteren Zeitpunkt noch auffind- bar und nachvollziehbar sind. So wird nur etwa 60 Prozent des Informationsbedarfs über die existierenden Systeme gedeckt, die verbleibenden 40 Prozent werden meist über informelle Kanäle, wie Einzelnachfragen via E-Mail und Telefon, abgedeckt. Dies führt zu einer großen Anzahl redundanter Anfragen sowie zur Abhängigkeit der Prozesse von den Netzwerken der beteiligten Personen. Lösungsansatz Die Unternehmen stehen also zunehmend vor der Herausforderung, ihre Informationsablage sowie -weitergabe sinnvoll zu strukturieren und gleichzeitig sonst informell ablaufende Prozesse der Informationsermittlung so zu formalisieren, dass Erfahrungswissen auch über die Stufen der Wertschöpfungskette hinweg nutzbar gemacht wird. Neben der Strukturierung der vorhandenen Informationen is t also auch eine klare Beschreibung der zugehörigen Prozesse erforderlich [2], um eine natürliche und die operativen Vorgänge unterstützende Struktur der vorliegenden Informationen zu erreichen. Im Projekt SISE wird ein Referenzmodell zur Strukturierung des Informationsaustauschs in der technischen Dokumentation der Auto- mobilindustrie erarbeitet, worauf aufbauend eine systemübergreifende Plattform entwi- ckelt wird. Die Plattform soll auch die bisher fehlenden Möglichkeiten bieten, über neue Erkenntnisse und Hinweise rechtzeitig infor- miert zu werden. Zur nötigen und umfassenden Beschreibung des Informationsaustauschs sind verschiedene Sichten erforderlich, die bei der Entwicklung der Plattformals parallele Such- und Strukturierungs- SISE

RkJQdWJsaXNoZXIy NzcyMw==