UdZ 2-2012

10 Unternehmen der Zukunft 2/2012 UdZ Informationsmanagement Smart.NRW: Kollaborative Planung und Steuerung von Wertschöpfungsketten Auf dem Weg zur selbstregelnden Supply-Chain von morgen Eine große Herausforderung innerhalb der Konsumgüterbranche stellt die Volatilität der Verkaufszahlen dar. Der benötigte Bedarf wird häufig vom Produzenten im Vorfeld geschätzt, produziert und anschließend auf dem Markt an- geboten, ohne dass aktuelle Verkaufszahlen wäh- rend der Planungsphase ausreichend berücksich- tigt werden. Diese Push-Strategie führt dazu, dass der prognostizierte Bedarf in vielen Fällen nicht dem tatsächlichen Bedarf am Markt entspricht, sondern Über- bzw. Unterproduktionen auftre- ten. Um Marktschwankungen ausgleichen zu können, bilden Lieferanten deshalb großdimen- sionierte Sicherheitsbestände, mit denen zusätz- licher Konsum kurzfristig bedient werden kann und lange Wiederbeschaffungszeiten ausgegli- chen werden. Ausgehend von einer Nachfrage, deren Deckung die Sicherheitsbestände un- terschreitet, werden beim Zulieferer häufig Bestellungen aufgegeben, deren Umfänge die tatsächlich zu erwartende Nachfrage überstei- gen. Dieser Effekt setzt sich in Richtung der vorgelagerten Partner in der Lieferkette fort und verstärkt sich. Die Folge sind große, saisonale Schwankungen der Bestellmenge und unnatürlich hohe Sicherheitsbestände. Auslöser für diesen sogenannten Peitscheneffekt [1] sind der ausbleibende Informationsaustausch und die zu geringe Abstimmung zwischen Partnern der Lieferkette. Vor allem die vorgela- gerten Partner in der Lieferkette erhalten vielfach keine zeitnahe Einschätzung des Bedarfs, was ihre Bedarfsplanung erschwert. Um die Push- Strategie einer Lieferkette in eine dem aktuellen Markt angepasste Pull-Strategie zu überführen, muss ein definierter, dem Wertstrom entgegen- gesetzter, konstanter Informationsfluss etabliert werden, der relevante Kennzahlen über die jeweilige Marktsituation sowie Verfügbarkeit und Standorte der Produkte an alle Partner der Lieferkette zurückmeldet und vor allem die frühen Partner umfassend integriert. Die Partner des Projekts Smart.NRW haben sich zum Ziel gesetzt, den wirtschaftlichen Einsatz von Radiofrequenztechnologie (RFID) auf Umverpackungsebene in der Konsumgüterbranche zu untersuchen. Die Konsumgüterbranche zeichnet sich durch eine heterogene Produktlandschaft, hohe Umschlagshäufigkeit und intensiven Wettbewerb aus und bietet somit ein span- nendes Anwendungsfeld für RFID. Zunehmender Kostendruck, verbunden mit steigenden Anforderungen an Produktqualität und Lieferservice, erfordert immer effizientere Prozesse. Die nötigen Prozessoptimierungen finden dabei organisationsübergreifend statt wodurch die gesamte Lieferkette, die sich vom Produzenten bis zum Großmarkt erstreckt, Berücksichtigung findet. Smart.NRWwird im Rahmen des operationellen Programms für NRW im Ziel „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ 2007 – 2013 gefördert. Das Programm wird vom EuropäischenFonds für regionaleEntwicklung (EFRE) „Investition inunsereZukunft“kofinanziert. Projekttitel Smart.NRW Projekt-/ Forschungsträger MWEBWV, EFRE, NRW.Bank Förderkennzeichen LOG2037 Projektpartner ESM GmbH & Co.KG, European EPC Competence Center GmbH, Mars Services GmbH, METRO SYSTEMS GmbH, METRO Cash & Carry Deutschland GmbH, Mondi Bad Rappenau GmbH Ansprechpartner Dipl.-Wi.-Ing. Theo Lutz Internet www.smartnrw- projekt.de Als Schlüsseltechnologie für das Erhöhen der Informationsdichte gilt die RFID-Technik, durch welche logistische Objekte durch das Aufbringen von Datenträgern (Tags oder Transpondern) kontaktlos durch Leseeinheiten identifiziert wer- den können. Schon jetzt werden RFID-Systeme produktiv eingesetzt, wodurch sich aufgrund ver- kürzter Warenannahmezeiten und Vermeidung von Fehlern, die sonst durch manuelle Tätigkeiten entstehen, erhebliche Effizienzsteigerungen erge- ben. Der jetzige Einsatz beschränkt sich jedoch in vielen Fällen auf Paletten-Ebene, wodurch kein durchgehendes Nachverfolgen (Tracking) der Ware bis zum Verkauf im Großmarkt gegeben ist. Um hochauflösende Informationen entlang der gesamten Lieferkette erheben zu können, muss die RFID-Technik auf Umverpackungsebene an- gewendet werden. Dadurch lassen sich Produkte über den Prozessschritt der Kommissionierung hinaus bis zur Bereitstellung und dem Verkauf der Ware im Markt nachverfolgen. Neben einer durchgängigen Erfassung der lo- gistischen Objekte bietet die Pulkerfassung, also die kontaktlose, simultane Erfassung aller Artikel auf einer Palette, weiteres Potenzial für Effizienz- steigerungen. Gleichzeitig stellt sie eine große technologische Hürde für den wirtschaftlichen Einsatz von RFID auf Umverpackungsebene dar. Die Vielzahl verschiedener Verpackungen (z. B. Metall, Kunststoff), bedingt durch eine hete- rogene Produktlandschaft, sowie unterschied- liche Produkteigenschaften (z. B. bezüglich des Wasseranteils) machen die Auswahl des optimalen Transponders und dessen Anbringungsposition äußerst schwierig und aufgrund fehlender Automation bislang unwirtschaftlich. Zusätzlich beeinflussen sich viele, enggepackte Tags auf einer Palette gegenseitig, was die Erfassung aller Artikel zusätzlich erschwert. Im Zuge des Projekts Smart.NRW entwickelt das European EPC Competence Center (EECC) daher ein Verfahren, mit dem sich geeignete Transponder und

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