UdZ 1-2017

25 UdZ – Unternehmen der Zukunft 1/2017 FIR-Forschungsprojekte Ein MES ist in der Lage, Rückmeldedaten des Shopfloors aufzugreifen, aufgrund seiner Systemlogik zeitnah zu verarbeiten und in die Feinplanung der Produktion einfließen zu lassen. Infolge der großen Mengen und der hochfrequenten Erfassung der Daten, die durch einen digital vernetzten Shopfloor erhoben werden können, wird die Frage relevant, in welcher Art diese Daten in die Planung und Regelung der Produktion mit ein- fließen können. Eine weitere Schwierigkeit für die durch- gängige Nutzung der Daten lieg t in der traditionell aus Insellösungen bestehenden IT-Struktur von Unternehmen. Die Planungs- und Fertigungssysteme arbeiten in großen Teilen getrennt nebeneinander. Um diese adäquat zu vernetzen, sollte das MES eine Brückenfunktion zwischen der Perspektive des Shopfloors und der des ERP-Systems einneh- men, sodass makroskopische Plan- und mikro- skopische Rückmeldedaten einen intelligenten Informationskreislauf bilden. Vernetzung der Unternehmens-IT und Frequenz der Datenverarbeitung Werden die Schnittstellen dieser beiden IT- Systeme vernetzt, können Echtzeitinfor- mationen direkt im MES verarbeitet und eben- falls in das ERP-System zur übergeordneten Planung integriert werden. Eine Kernherausforderung stellen neben der Datenerfassung und -nutzung die unter- schiedlichen Frequenzen der Datenerfassung und -verarbeitung dar. Die Datenerfassung auf dem Shopfloor mit Frequenzen im Bereich (Milli-)Sekunden stehen im Kontrast zu der beschriebenen Verarbeitungsfrequenz von ERP-Systemen, welche v iele Daten er st über den tagesbasierten MRP-Lauf für ihre Planung nutzen. Die zu klärende Frage im Zusammenspiel von ERP, MES und Shopfloor ist, in welcher Form und in welcher Frequenz die Daten für die jeweiligen Aufgaben bereitgestellt und ge- nutzt werden und in welcher Frequenz bspw. Änderungen des Produktionsplans aus den IT- Systemen auf dem Shopfloor eintreffen. So ist es nur bedingt sinnvoll, Daten des Shopfloors im Sekundenbereich zu erfassen, wohinge- gen diese in den Planungssystemen nur auf Stunden-, Tages- oder gar Wochenbasis genutzt werden. Auf der anderen Seite ist es durch die MRP-Logik und den Sukzessivplanungsansatz der meisten ERP-Systeme nicht möglich, zeitnah die Planung anzupassen und die Konsequenzen direkt an den Shopfloor weiter zugeben. Selbst wenn dies IT-technisch möglich ist, ist unklar, in welcher Frequenz Umplanungen im Produktionsbereich sinnvoll wären. So würde eine hochfrequente Umplanung der Produktion mit einer hochfrequenten Rückmeldung vom Shopfloor eher zum Aufschaukeln der Probleme in der Fertigung führen als diese zielgerichtet zu regulieren. Forschungsaktivitäten und Ausblick In diesem Kontext werden die Datenver- arbeitungsfrequenzen sowohl für die laufende Produktion als auch bereits für die Phase des Serienanlaufs untersucht. Hierzu werden die Wirkungszusammenhänge der Prozesse und die einhergehenden Frequenzen erarbeitet und simulativ abgebildet. Über die abgebildeten Wirkungszusammenhänge lassen sich syste- matisch die Auswirkungen unterschiedlicher Frequenzen auf Zielgrößen des Serienanlaufs bzw. der laufenden Produktion ableiten und analysieren. Nur wenn die Frequenzen von Shopfloor über MES bis zum ERP-System sinnvoll aufeinander abgestimmt sind, ist eine Planung und Regelung von Serienanlauf und Produktion sinnvoll durchführbar. Dominik Frey, M.Sc., M.Sc. (li.) Wissenschaftlicher Mitarbeiter Leiter der Fachgruppe Produktionsplanung FIR, Bereich Produktionsmanagement Tel.: +49 241 47705-439 E-Mail: Dominik.Frey@fir.rwth-aachen.de Philipp Wetzchewald, M.Sc. (re.) Wissenschaftlicher Mitarbeiter Fachgruppe Produktionsplanung FIR, Bereich Produktionsmanagement Tel.: +49 241 47705-409 E-Mail: Philipp.Wetzchewald@fir.rwth-aachen.de

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