UdZ 1-2016

37 UdZ – Unternehmen der Zukunft 1/2016 FIR-Forschungsprojekte genannten Days-Payables-Outstandings (DPO), auch Lieferantenziel genannt. Diese umfassen den Zeitraum vomWareneingang der Ressourcen bis zum Zahlungsausgang an den Lieferanten [12; 13] (s. Bild 1). Um diese und weitere im Rahmen des Projekts WAMA hergeleiteten Kennzahlen dem betrieb- lichen Auftragsabwicklungsprozess zuordnen zu können, wurde eine Referenzmodellstruktur der Auftragsabwicklung als Grundlage ent- wickelt. Grundsätzlich wird die vereinfachte Annahme getroffen, dass zur Abwicklung eines Auftrags Langläufer (L), Ressourcen (R) und Standardkomponenten (SDK) benötigt wer- den. Bei den Langläufern handelt es sich z. B. um Rohstoffe, die aufgrund ihrer minimalen Beschaffungslosgrößen auftragsunabhängig beschafft und im Lager vorgehalten werden. Die Ressourcen und Standardkomponenten werden hingegen auftragsbezogen beschafft und sind somit zu Auftragsbeginn nicht im Unternehmen vorrätig. Die Reihenfolge der Produktionsschritte des Auftragsabwicklungsprozesses ist inBild 2 ver- einfacht dargestellt. Im ersten Produktionsschritt (PS 1) werden die Langläufer auf auftragsspezi- fische Weise verarbeitet. Daraufhin erfolgt ein weitererWertschöpfungsprozess (PS2), indemdie verarbeiteten Langläufer in Kombination mit den auftragsspezifischbeschafftenRessourcenweiter bearbeitet werden. Der letzte Produktionsschritt entspricht dem Montageprozess, in dessen Rahmen die zugekauften Standardkomponenten ergänzt werden und das Produkt somit vervoll- ständigt wird. Um sämtliche auf tragsbezogenen Kenn- zahlen auf den Auftragsabwicklungsprozess des Referenzmodells anwenden zu können, müssen die Bestandsverläufe von Vorratsver- mögen, Verbindlichkeiten und Forderungen wäh- rend des Auftragsabwicklungsprozesses be- rücksichtigt werden. Die vom Unternehmen vorgehaltenen Langläufer befinden sich vom Beginn der Durchlaufzeit (t1) bis zum Start des Produktionsschritts 1 (t2) im Lagerprozess des Beschaffungslagers (t3). Für den Fall, dass sich der zweite Produktionsschritt (t4) nicht un- mittelbar an den ersten anschließt, werden die bearbeiteten Langläufer im Pro-duktionslager zwischengelagert. Ebenso verhält es sich zwi- schen Ende des Produktionsschritts 2 (t5) und dem Beginn des Montageprozesses (t6). Die auftragsspezifisch beschafften Ressourcen werden vom Zeitpunkt ihrer Lieferung durch den Lieferanten (tE_R) bis zu ihrer Verwendung bzw. dem Start des zweiten Produktionsschritts (t4) im Beschaffungslager vorgehalten. Auch die Ressourcen müssen wie die Langläufer im Produktionslager zwischengelagert werden, sollte die Montage (t6) nicht unmittelbar nach dem Produktionsprozess (t5) erfolgen. Die für dieMontage benötigten Standardkomponenten verweilen vom Zeitpunkt ihrer Lieferung (t_E_SDK) bis zum Montagebeginn (t6) im Beschaffungslager. Da die fertigen Erzeugnisse nach der Montage unmittelbar in den Versand- bzw. Inbetriebnahmeprozess übergehen, ent- steht für keine der drei Produktkomponenten ein Lagerprozess im Distributionslager, wie dies hingegen bei dem Auftragsabwicklungstyp Lagerfertiger der Fall wäre. Die auf Basis die- ser Daten ermittelbaren auftragsbezogenen Lagerprozessquoten lassen sich darüber hinaus zu einer einzigen durchschnittlichen auftragsbe- zogenen Lagerprozessquote zusammenfassen. Hierzu muss lediglich die Summe der einzelnen Komponentenquoten gebildet und dann durch die Anzahl der Komponenten dividiert werden. UmdieIntegrationderErgebnisseindiePraxiszuver- einfachen,wurdeeinOnline-Analysetoolentwickelt. DieseskanndurchdieBerechnungderentwickelten KennzahlenfürUnternehmenhinterlegtePotenziale Bild 1: Auftragsabwicklungsprozess anhand von Waren- und Zahlungsströmen

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