UdZ 1-2016

36 UdZ – Unternehmen der Zukunft 1/2016 FIR-Forschungsprojekte WAMA: Wertorientierte Auftragsabwicklung imMaschinen- und Anlagenbau Entwicklung einer Methodik zur Optimierung des Working-Capitals unter Berücksichtigung der unternehmensspezifischen logistischen Zielsetzungen DieKapitalbindungsdauerimMaschinenbaufälltimnationalenBranchenvergleichbesondershochaus.DurchkundenindividuelleEntwicklung und Produktion ergeben sich lange Auftragsabwicklungszeiten, welche eine längerfristige Kapitalüberbrückung erfordern. Betroffene Unternehmenmüssen über ausreichend liquideMittel verfügen, um ihren Umsatz und ggf. auchWachstumvorfinanzieren zu können und nicht der Gefahr von Zahlungsunfähigkeit ausgesetzt zu werden. Damit einhergehend gibt es imMaschinen- und Anlagenbau besonders große Potenziale in der Optimierung des eingesetzten Kapitals. Insbesondere Auftragsfertiger des Maschinen- und Anlagenbaus neigen aufgrund ihrer ho- hen Produktkomplexität dazu, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren [1; 2; 3]. Aus der daraus resultierenden hohen Zukaufquote von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sowie Standardkomponenten resultiert ein kurz- fristiger Finanzierungsbedarf. Mit Zahlungs- ausgang beimUnternehmen zur Begleichung der Lieferantenverbindlichkeit entsteht eine zeitliche Lücke mit entsprechender Kapitalbindung bis zum Zahlungseingang für das Endprodukt durch den Kunden [4; 5]. Um sich nicht der Gefahr der Zahlungsunfähigkeit auszusetzen, sollten Unternehmen jedoch stets über ausreichend liquide Mittel verfügen, um ihren Umsatz vorfi- nanzierenzukönnen [6; 7; 8]. Hieraus resultiert der Bedarf eines funktionierenden bzw. optimierten Working-Capital-Managements. Im Rahmen des Projekts WAMA wurde ein spezifisches Zielsystem für die finanzierungsori- entierte Unternehmenssteuerung hergeleitet. Da in der betriebs- und ingenieurwissenschaft- lichen Literatur bereits zahlreiche Ansätze für allgemeine Unternehmensziele verfolgende Ziel- und Kennzahlensysteme bestehen, wurde das im Rahmen dieses Projekts zu konstruie- rende Zielsystem zu einem Großteil aus diesen synthetisiert. Im Folgenden wird als zeitliche Bezugsgröße der Kennzahlen die sogenannte Order-to- Cash- Cycle-Time (O2CCT) verwendet. Sie umfasst neben der Durchlaufzeit, die auch als Order- Fulf illment- Cycle -T ime (OFCT) bezeichnet wird, den Zeitr aum von der Fakturierung bis zum Zahlungseingang durch den Kunden [9]. Die O2CCT definiert somit die vollständige Abwicklungsdauer eines Auftrags aus Unternehmenssicht, der erst mit Zahlungseingang des Kunden abgeschlossen ist. Umneben der O2CCT nur den zahlungsrelevanten ZeitabschnittderAbwicklungsdauereinesAuftrags zu bestimmen, wird die sogenannte Cash-to-Cash- Cycle-Time (CCCT) verwendet [10]. Sie umfasst den Zeitraum vom Zahlungsmittelausgang an die Lieferanten bis zum Zahlungseingang durch den Kunden. Dies entspricht dem Zeitraum, den das Unternehmenbenötigt, umauseinem investierten Euro einen durch den Kunden eingenommenen Euro zu generieren [10]. Da das Unternehmen für diesen Zeitraum Finanzmittel vorhalten muss, sollte er mög- lichst kurz sein. Eine kürzere CCCT impliziert niedrigere Bestände, die sich positiv auf die Lagerhaltungskosten auswirken und somit im weitesten Sinne zu einer Steigerung der Cashflow-Marge beitragen. Rechnerisch ergibt sich die CCCT aus der Summe der DIH und DSO abzüglich der DPO [10], welche im Folgenden beschrieben werden. Die Kennzahl Days-Inventory-Held (DIH), auch als Vorratsreichweite oder Umschlagsdauer des Vorratsvermögens zu bezeichnen, be- schreibt den Zeitraum vom Ressourceneingang beim Unternehmen bis zum Verkauf der Fertigprodukte an den Kunden, d. h. die Dauer des Verbleibs der Ressourcen im Unternehmen [11; 12; 13]. Die DIHs geben dementsprechend an, wie lange ein Unternehmen Kapital in Form von Vorratsvermögen bindet. Rechnerisch ergibt sich die auftragsbezogene Kennzahl aus dem Verhältnis von durchschnittlichem auftragsbe- zogenem Vorratsvermögen zu aufgewendeten Herstellungskosten des Auftragswerts, das mit der O2CCT des Auftrags multipliziert wird. Im Auftragsabwicklungsprozess besteht die Forderung des Unternehmens gegenüber dem Kunden vom Zeitpunkt des Eingangs der FertigproduktebeimKundenbzw.derFakturierung bis zum Zahlungseingang beim Unternehmen. Dieser Zeitraum wird von der Kennzahl Days- Sales-Outstanding (DSO) beschrieben und lässt sich demnach aus der zeitlichen Differenz des Zahlungseingangs beim Unternehmen und der Fakturierung eines Auftrags bilden [12; 13]. Eine weitere relevante Kennzahl hinsichtlich der Optimierung der Verbindlichkeiten sind die so- Projekttitel WAMA Projekt-/Forschungsträger BMWi; AiF Förderkennzeichen 18208 N Projektpartner LebenshilfeAachen Werkstätten&ServiceGmbH; OTTOJUNKERGmbH; AachenerMaschinenbau GmbH;RömheldGmbH Friedrichshütte; Broetje AutomationGmbH; ELBE GelenkwellenGmbH; DahmenGmbH Ansprechpartner Dipl.-Wirt.-Ing. Dennis Schiemann Internetseite projekt-wama.de

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