UdZ 1-2016

32 UdZ – Unternehmen der Zukunft 1/2016 FIR-Forschungsprojekte myneData: Selbstbestimmte Verwertung personenbezogener Datenmit inhärentemPrivatsphäre- und Datenschutz Entwicklung eines Datencockpits zur selbstbestimmten Steuerung und Vermarktung personenbezogener Daten Eines der grundlegenden Geschäftsmodelle im Umfeld der digitalen Technologien stellt eine der größten Bedrohungen der Privatsphäre vonKundendar: dieMonetarisierungsensitiverDaten, ermöglicht durchdasSammelnunddieSpeicherungvonNutzerdaten. Unternehmen haben verschiedene Anwendungsfelder für die Verwendung von personenbezogenen Daten identifiziert, sei es die Berechnung von Absatzmärkten, diePrognosevonKundenverhaltenoderdas individuellePricingeinesProdukts. GleichzeitigsindsichKundenzwarbewusst darüber, dass ihreprivatenDatengespeichert undverwertetwerden, siewissen jedochüberraschendwenigüber dieArt derDatenundden Umfang, inwelchemdie Verwertung stattfindet. Zentraler Bestandteil des geplanten ForschungsprojektsmyneDATA ist einDatencockpit, dasUnternehmenundKundenhilft, denvorliegendenZielkonflikt zwischenderNutzbarkeit vonDatenunddenPrivatsphäreanforderungen zu überwinden und einen völlig neuen Gestaltungsspielraum für Technologien und (Daten-)Wirtschaft zu ermöglichen. Die Monetarisierung von Nutzerdaten findet heute in vielen Unternehmen unterschiedlichs- ter Branchen statt. So verwendet beispiels- weise der Reiseveranstalter TUI zum kunden- zentrierten Pricing eine von IBM entwickelte Software, die potenzielle Kunden clustert und unter Berücksichtigung von Einkaufspreis, Marge und Wet tbewerbsangeboten das passende Hotel zu einem individuellen Preis anbietet [1]. Die Auswer tung von Daten geht jedoch noch weiter und wird zur Vorhersage von Zukunf tsszenar ien verwendet. Der ame- r ikanische Einzelhändler Target wer te t Kundendaten aus, wodurch darauf geschlos- sen wird, ob eine Kundin schwanger ist oder nicht. Diese Information wird durch den Kauf bestimmter Produkte abgeleitet, woraufhin individuelle Angebote zu Babywaren erstellt werden – teilweise, bevor die Kundinnen jemandem etwas von der Schwangerschaft erzählen [2]. Hier zeigt sich, welchem grundlegenden Problem Unternehmen gegenüberstehen: Der Datenschutz muss rechtzeitig, im Vorfeld der Produkt- oder Dienstleistungserbringung, beachtet werden. Ander nfalls sink t die Be r e i t s cha f t von Kunden , pe r sön l i che Informationen und Daten zu teilen, und gleich- zeitig auch das Vertrauen der Kunden in das Unternehmen [3]. Eine Studie von T-Systems zeigt, dass nicht nur Kunden der Meinung sind, dass sie nicht ausreichend von Unternehmen hinsichtlich der Ver wendung ihrer per- sönlichen Daten informier t werden; auch 65 Prozent der befragten Führungskräfte tei- len diese Sicht und sehen Handlungsbedarf [4]. Um diese Probleme zu lösen, sollen im ge- planten Forschungsprojekt dem Kunden die Möglichkeiten offengelegt werden: • selbst über die Verwertung seiner Daten zu entscheiden, • seinen individuellen Bedarf an Privatsphärenschutz einzuschätzen und entsprechend zu realisieren und • an der Wertschöpfung aus seinen Daten beteiligt zu werden. Hierfür wird ein persönliches Datencockpit entwickelt und in Betrieb genommen, in dem die Kunden die Nutzung ihrer Daten selbstbestimmt steuern, festlegen und auf Mikroebene vermarkten (s. Bild 1, S. 31). Somit wird der Nutzer ein inhärenter Bestandteil des Designprozesses und als gleichwertiger Akteur bei der Verwertung seiner Daten anerkannt. Erstmals wird die Integration von techno- logischer, ökonomischer, juristischer sowie Nutzerperspektive auf die Vermarktung von per- sonenbezogenen Daten in einemGesamtprojekt betrachtet. Der FIR e. V. an der RWTHAachen wird Geschäftsprozesse und -modelle entwickeln, die die neuartigen, variablen und individuellen Privatsphäreschutzbedürfnisse der Kunden berücksichtigen. Das Forschungsprojekt myneDATA soll voraus- sichtlich im zweiten Quartal 2016 starten und eröffnet einen völlig neuen Gestaltungsraum für Technologie, (Daten-)Wir tschaf t und Gesetzgebung. Gemeinsam mit den Projekt- partnern möchte das FIR den Datenmarkt für kleine und mittelständische Unternehmen öffnen und den vorherrschenden Zielkonflikt zwischen Nutzbarkeit (Unternehmen) und dem Privatsphäreschutz (Kunden) lösen. Literatur [1] Hoffmeister, C: Digitale Geschäftsmodelle richtig einschätzen. Hanser, München [u. a.] 2013, S. 176. Projekttitel myneData Projekt-/Forschungsträger BMBF; VDI/VDE Förderkennzeichen 16KIS0445 Projektpartner formitasGesellschaftfürIuK- TechnologiembH;aixTeMa GmbH; KVDKundendienst- VerbandDeutschlande.V.; LehrstuhlfürCommunication Science&Human-Computer InteractionCenter;Chair ofCommunicationand DistributedSystems -COMSYS - Informatik4; Forschungsstelle Datenschutz(FSDS)derGoethe- UniversitätFrankfurta. M.; REGINAe.V.;Berufsverband derDatenschutzbeauftragten Deutschlands(BvD)e.V.; DialegoAG;synaixGesellschaft fürangewandteInformations- TechnologienmbH Ansprechpartner ChristianeHorst,M. Sc. Internetseite mynedata.fir.de

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