UdZ 1-2016

30 UdZ – Unternehmen der Zukunft 1/2016 FIR-Forschungsprojekte Graduiertenkolleg "Anlaufmanagement": NeueWege im Serienanlauf Mit dem Scrum-Ansatz zu mehr Agilität im Anlauf Aufgrund kürzer werdender Produktlebenszyklen, steigender Produktvielfalt und höherer Produktkomplexität stehen Unternehmen der Fertigungsindustrie vor der Herausforderung, eine zunehmende Anzahl komplexer Serienanläufe in immer kürzeren Zeitabschnitten zu planen und umzusetzen. Dies stellt produzierende Unternehmen vor massive Probleme, welche bis heute nur unzureichend gelöst sind. Eine Methodik aus der Softwarebranche stellt nun aktuelle Prozesse und Verfahren der Entwicklung wie auch des Anlaufs von physischen Produkten infrage. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der Exzellenzinitiative geförderte „Graduiertenkolleg Anlaufmanagement“ (GRK 1491/2) befasst sich mit der Optimierung des Serienanlaufs. Um die Komplexität und die Instabilität des Anlaufs vor und während der Produktion zu beherrschen, forschen Wissenschaftler unterschiedlicher Institute der RWTH Aachen aus den Fachbereichen der Ingenieur- undWirtschaftswissenschaft an interdisziplinären Lösungsansätzen. Der Fokus ist in erster Linie darauf gerichtet, wie produzierende Unternehmen im Rahmen des Serienanlaufs eine höhere Entscheidungsqualität und damit einen stabileren Serienanlauf erlangen können. Der konventionelle Serienanlauf physischer Produkte Als Serienanlauf wird der Zeitraum zwischen Produktentstehung und dem Erreichen der geplanten Produktionskapazität bezeichnet. Folglich bildet dieser die Schnittstelle zwi- schen Produktentwicklung und Produktion [1]. D ie g rößte He r aus forde r ung e i nes An - laufprojekts besteht dar in, eine stabile, rechtzeitige und somit erfolgreiche Über- führ ung der Entwick lung in die Ser ien - produktion zu gewährleisten [2]. Durch immer kürzer werdende Produktlebenszyklen und die wachsende Produktvielfalt kommt es zu einer zunehmenden Dichte von Anläufen [1; 3]. Zudem verstärkt der Grundgedanke des Simultaneous Engineerings, Prozesse ver- stärkt zu parallelisieren, diese Tendenzen. So werden hier die einzelnen Phasen der Produkt- und Prozessentstehung z. T. bereits parallel angegangen und bearbeitet, welches die Zeit von der ersten Produktidee bis zum Serienprodukt weiter deutlich verkürzt. Auch die steigende Produkt- und damit einherge- hende Prozesskomplexität führt zu erschwer- ten Anlaufbedingungen [4]. D i e s f ü h r t zum e i n e n d a zu , d a s s f ü r Anlauf projek te immer weniger Zeit zur Ver fügung steht. Darüber hinaus ist eine Konsequenz, insbesondere im Hinblick auf die Produktvielfalt, eine (Teil-)Parallelisierung mehrerer Anläufe, welches die unterneh- merischen Herausforderungen in Bezug auf die Planung und Steuerung verschärft. All dies mündet in eine erhöhte Instabilität des Serienanlaufs und eine Verminderung der un- ternehmerischen Entscheidungseffektivität. Die Instabilitäten im Anlauf nehmen zu, festge- setzte Zeitrahmen der Projekte werden nicht eingehalten und Anlaufbudgets werden weit überschritten. Lernen aus der Softwareentwicklung Der klassische Ansatz von Entwicklung und Anlauf basiert auf Gateway-Konzepten, mit- tels derer die Prozesse mithilfe definierter Meilensteine fest geplant und getaktet wer- den. Ein neuer Trend insbesondere in Bezug auf die Entwicklung bahnt sich nun aus dem Bereich der Softwareentwicklung einen Weg in den Bereich der physischen Produktent- stehung: Scrum. Die Scrum-Methodik ist in der Entwicklung von Softwareprodukten ein weit verbreiteter Ansatz. Jener liegt die Hypothese zugrunde, dass ein Entwicklungsprozess per se nicht planbar ist. Somit stellt Scrum konventio- nelle Vorgehensweisen wie etwa genannte Gateway-Konzepte in Frage. Scrum basiert auf der Annahme, dass die Entwicklung bzw. der Produktentstehungsprozess ein hochiterativer Vorgang ist, welcher sich herkömmlichen Planungsverfahren entzieht. Scrum begegnet dieser Herausforderung gleichermaßen mit einem iterativen Prozessmodell, welches sich in repetitive Zeitbausteine („Sprints“) gliedert. Diese werden von interdisziplinär zusammen- gesetzten und selbstorganisierten Teams be- arbeitet. Die Teams arbeiten unter definierten äußeren Rahmenbedingungen lediglich auf ei- ner sehr groben Planungsbasis. Durch die sehr enge Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Teammitgliedern schafft die Methodik einen Projekttitel Graduiertenkolleg Anlaufmanagement (GRK) Projekt-/Forschungsträger DFG Förderkennzeichen GRK 1491/2 Projektpartner LehrstuhlfürControllingder RWTHAachen;Lehrstuhlfür Betriebswirtschaftslehremit SchwerpunktTechnologieund Innovationsmanagement;LUT anderRWTHAachen;WZL derRWTHAachen;IMA/ZLW &IfUderRWTHAachen Ansprechpartner Dominik Frey,M.Sc.,M.Sc. Internetseite www.anlaufmanagement. rwth-aachen.de

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