UdZ 1-2012

51 Unternehmen der Zukunft 1/2012 UdZ Operational Excellence in der Prozessindustrie Konzeptentwicklung für ein wertstromorientiertes Produktionssystem In Deutschland nimmt die Prozessindustrie mit einem Anteil von 31 Prozent an der Bruttowert- schöpfung des verarbeitenden Gewerbes eine herausragende Stellung ein [1]. Unternehmen dieser Branche zeichnen sich durch eine kapi- talintensive Chargen- bzw. Sortenproduktion aus. Schwierige Herausforderungen, insbe- sondere durch das zyklische Marktumfeld, zu- nehmende Ressourcenknappheit sowie mit- tel- bis langfristige Planungshorizonte, zwingen die Unternehmen dazu, schnelle und flexible Logistikstrukturen sicherzustellen. Umaus der welt- weiten Konsolidierung erfolgreich hervorzugehen, müssen die Unternehmen ihre Geschäftsstrategien stetig schärfen, die Geschäftsportfolios überar- beiten sowie die operative Effizienz ihrer welt- weiten Produktionsnetzwerke verbessern. Durch technologische Zwänge, wie beispielsweise eine hohe Auslastung der Anlagenkapazitäten, die Preisentwicklung und Verfügbarkeit von Rohstoffen sowie hohe Bereitstellungs- und Rüstzeiten in der Produktion, ist die Branche auf logistische Innovationen angewiesen. Gemäß der vorangegangenen Darstellung der Ausgangssituation besteht die Zielsetzung des Projekts darin, die Lieferzeiten von Fertigprodukten signifikant zu verkürzen, ohne dabei jedoch die Lagerbestände an Roh- und Packstoffen sowie Unternehmen der Prozessindustrie stehen heute vor fundamentalen Veränderungen. Sie überdenken und hinterfragen – sowohl strategisch als auch operativ – sämtliche ihrer Geschäftsaktivitäten. Sie reorganisieren sich und optimieren ganzheitlich ihr Geschäftsmodell mit dem Ziel, ihre Wettbewerber weltweit zu übertreffen und nachhaltig wertsteigerndes Wachstum zu erzielen. Durch den kapitalintensiven Charakter des Industriezweigs spielt die operative Effizienz der Produktionssysteme eine entscheidende Rolle, umdie anspruchsvollen Herausforderungen, wie z. B. kurze Lieferzeiten der Fertigprodukte, erfüllen zu können. Das FIR begleitet derzeit einen Prozessfertiger bei der Gestaltung und Umsetzung eines wertstrom- orientierten Produktionssystems. Die im Projekt bisher gesammelten Erfahrungen werden im Folgenden dargestellt: Halb- und Fertigfabrikaten wesentlich zu erhöhen. Um diese anspruchsvolle Zielsetzung erreichen zu können, war es erforderlich, die bisherigen Fertigungsabläufe in Frage zu stellen. Bildung von Produktfamilien und Durchführung einer Wertstromanalyse In einem ersten Schritt wurde das gesamte Produktsortiment zunächst in Produktfamilien unterteilt. Bei der Bildung der Produktfamilien mussten verschiedene Kriterien berücksichtigt werden, wie beispielweise die durchschnittliche Nachfragemenge eines Produkts oder dessen technologische Anforderungen, um jeweils ähnliche Produkte zusammenfassen zu können. Den Produktfamilien wurden anschließend feste Produktionslinien und -maschinen zugeordnet, um eine zukünftige Produktionsglättung reali- sieren zu können. Für eine ausgewählte Produktfamilie mit hohen Stückzahlen und Kapazitätsengpässen wurde im Weiteren mithilfe einer Wertstromanalyse die bestehende Fertigungssituation modelliert und hinsichtlich nicht-wertschöpfender Prozesse untersucht. Mehrere Daten, wie z. B. Zyklus- und Wartezeiten, Bestände undMaterialbewegungen, wurden aufgezeichnet, um neben dem prozessu- Bild 1: Die vier Projektphasen zur Umsetzung eines wert- stromorientierten Produktionssystems Industrieprojekte – Analysieren und optimieren

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