UdZ 1-2012

16 Unternehmen der Zukunft 1/2012 UdZ Produktionsmanagement Graduiertenkolleg Anlaufmanagement Erhöhung der Entscheidungsqualität im Produktionsanlauf durch interdisziplinäre Forschung und Komplexitätsbeherrschung Produktionsanläufe als komplexe Unternehmensprozesse Als Produktionsanlauf wird die Übergangs- pha s e zw i s chen de r abge s ch l o s s enen Produktentwicklung und dem Erreichen der geplanten Produktionskapazität bezeich- net. Im Produktionsanlauf gilt es somit, die Produktion aus dem Entwicklungsstadium in eine stabile Serienproduktion zu überführen [1; 2]. Diese Aufgabe wird durch zwei ent- scheidende Faktoren erschwert [3]: Zum einen wird insbesondere bei komplexeren Produkten durch die Vielzahl am Produktionsanlauf beteiligter Unternehmensfunktionen so - wie verbundener Lieferanten eine schnelle Entscheidungsfindung verhindert. Zum an- deren führen die zunehmende Frequenz von Produktionsanläufen in Unternehmen und die steigende Dynamik der Unternehmensumwelt zu einer erhöhten Instabilität und vermin- dern weiter die Entscheidungseffektivität. Der Erfolg eines Anlaufs ist somit im hohen Maß von dem richtigen Umgang mit diesen Faktoren abhängig. Empirische Untersuchung der Erfolgswirkung von Tätigkeiten im Anlauf Mit der zentralen Fragestellung, welche Tätigkeiten im P roduk ti ons anlauf eine Wirkung auf den Anlauferfolg aufweisen, beschäftigte sich das Graduier tenkolleg im Rahmen einer gemeinsam im Jahr 2011 durchgeführten empirischen Studie (CoRuS: Coordination für Ramp -up -Success [4] ). Insgesamt 184 Unternehmen verschiedener Branchen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beantwor teten Fragen zur Organisation des Anlaufs, zu Zielkriterien und Erfolgsgrößen sowie zu zugeordneten Tätigkeiten und Aufgaben während des Produktionsanlaufs. Hierbei zeigte sich, dass insbesondere gut organisierte und durch- Seit September 2008 befasst sich das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der Exzellenzinitiative unter dem Förderkennzeichen GRK 1491-1 geförderte Graduiertenkolleg „Anlaufmanagement“ mit der zentralen Fragestellung, wie zukünftig produzierende Unternehmen im Produktionsanlauf eine höhere Entscheidungsqualität erlangen können. Forscher von insgesamt sechs verschiedenen Instituten der RWTH Aachen entwickeln in diesem Zusammenhang nach einem in- terdisziplinären Ansatz gemeinsam Erklärungs- und Entscheidungsmodelle für den Produktionsanlauf. Dieser Artikel bietet einen Überblick über die gemeinsam erzielten Ergebnisse sowie einen Ausblick auf die weiteren Forschungsschwerpunkte. geführte Planungs- und Kontrollaktivitäten wie die Planung des Anlaufprojekts und die Kontrolle von Kosten, Terminen, Qualität und Re i f e g r a d e n s ow i e P r oz e s s - und Produktänderungen einen entscheidenden Anteil am Erfolg eines Produktionsanlaufs aufweisen. Komplexitätsbeherrschung im Anlauf als zukünftiges Untersuchungsfeld Da es sich gezeigt hat, dass Kontrollaktivitäten im Anlauf die höchste Erfolgswirkung auf- weisen, wird es die Zielsetzung der kom- menden Jahre sein, die Kontrollierbarkeit und Prognostizierbarkeit des dynamischen Systemverhaltens eines Produktionsanlaufs durch die Reduzierung und Beherrschung der Komplexität zu erhöhen. Das FIR kon- zentriert sich im Rahmen dieser Zielsetzung insbesondere auf die Optimierung der Produktionsprogrammplanung bei parallelen und hochfrequenten Produktionsanläufen im Unternehmen. Durch die gezielte und hochauf- lösende Rückführung von Informationen aus dem Anlaufmanagement soll hierdurch eine signifikante Verbesserung der Planungsgüte des Produktprogramms erreicht werden. Projekttitel Graduiertenkolleg Anlaufmanagement: Entwicklung von Entscheidungsmodellen im Produktionsanlauf Projekt-/ Forschungsträger Deutsche Forschungs- gemeinschaft (DFG) Förderkennzeichen GRK 1491-1 Projektpartner Deutsche-Post-Lehrstuhl für Optimierung von Distributionsnetzwerken an der RWTH Aachen, IMA/ZLW & IfU der RWTH Aachen, Lehr- stuhl für Unter- nehmenstheorie – Nachhaltige Produktion und Industrielles Controlling der RWTH Aachen, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Technologie- und Innovationsmanagement der RWTH Aachen, FIR e. V. an der RWTH Aachen, Werk- zeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen Ansprechpartner Dipl.-Ing. Maik Schürmeyer, M.Sc. Internet www.anlaufmanage- ment.rwth-aachen.de Literatur [1] L anz a , G i s e l a : S imu l a t i ons ba s i e r t e An l au funte r s tü t zung au f Ba s i s de r Qualitätsfähigkeiten von Produktions- prozessen, wbk Institut für Produktionstechnik, Diss., 2005. Karlsruhe, Univ. (TH). [2] Wiesinger, Georg; Housein, Giourai: Schneller Produktionsanlauf von Serienprodukten - Wettbewerbsvorteile durch ein anfor- derungsgerechtes Anlaufmanagement. In: Werkstatttechnik online 92(2002)10, S. 505-508. [3] Schuh, Günther; Riedel, Hendrik; Desoi, Jens: Serienanlauf in branchenübergreifenden Netzwerken - Eine komplexe Planungs- und

RkJQdWJsaXNoZXIy NzcyMw==